DTM 2020: Wenn ein BMW-Sieg die Audi-Überlegenheit aufzeigt

Motorsport | 7.09.2020 von 0

Am Sonntag hat BMW-Pilot Sheldon van der Linde bei der DTM 2020 den zweiten Saisonsieg für die Münchner geholt. Doch auch und gerade beim Erfolg …

Am Sonntag hat BMW-Pilot Sheldon van der Linde bei der DTM 2020 den zweiten Saisonsieg für die Münchner geholt. Doch auch und gerade beim Erfolg in Assen zeigt sich, wie schwach der BMW M4 DTM im Vergleich zur Konkurrenz von Audi wirklich ist: Der Sieg war nur möglich, weil BMW gleich mehrere Zufälle glücklich in die Hände spielten. Unsichere Witterung, eine riskante Boxen-Strategie und mehrere Audi-Piloten, die nur auf sich selbst und ihre direkten Rivalen achteten und dabei wie schon am Lausitzring einen potenziellen BMW-Erfolg für so unwahrscheinlich hielten, dass er in den strategischen Planungen mehr oder weniger übersehen wurde.

Hinzu kam, dass der BMW-Pilot in Erwartung des späteren Regens direkt auf Regenreifen wechselte, die Wetter-Prognose auch tatsächlich eintrat und die gewählte Bereifung offenbar perfekt mit dem Auto harmonierte. Die riskante Strategie konnte Sheldon van der Linde natürlich auch deshalb fahren, weil der vom 14. Platz gestartete Südafrikaner praktisch nichts zu verlieren hatte. Während sich die Audi-Piloten an der Spitze im Streit um den Sieg wähnten, konnte van der Linde nach 10 Runden an die Box gehen und alles auf eine Karte setzen – was hätte schon schlimmstenfalls passieren können?

Doch auch so hätte es für Sheldon van der Linde wohl nicht zum Sieg gereicht, wenn das Rennen in Assen nicht nach einem heftigen Unfall von Fabio Scherer abgebrochen worden wäre. Dieser Abbruch erlaubte einen “kostenlosen” Reifenwechsel, denn der BMW-Pilot konnte seine deutlich älteren Reifen ohne zusätzlichen Boxenstopp gegen einen frischen Satz Regenreifen tauschen.

In Summe waren es also zahlreiche Zufälle, die alle in die Hände von Sheldon van der Line spielten und so den zweiten Saisonsieg für BMW ermöglichten. Dennoch ist unstrittig, dass Audi auch in Assen das eindeutig schnellere Auto hatte: Im ersten Qualifying fuhr der schnellste BMW auf Position 7, im zweiten Qualifying war nicht mehr als Rang 6 möglich. Nachdem Audi im ersten Rennen die ersten fünf Plätze unter sich ausfuhr, kam auch im zweiten Rennen nur ein BMW unter die Top 5 – aber das war eben Sheldon van der Linde.

Auch der zweite Sieg kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass BMW Motorsport wie schon im letzten Jahr eigentlich nicht konkurrenzfähig ist. In der möglicherweise letzten DTM-Saison dominiert Audi praktisch nach Belieben und kann die Siege unter normalen Umständen kaum abgeben.

Rudolf Dittrich (Leiter BMW Motorsport Fahrzeugentwicklung): „Was für ein fantastischer Sieg für Sheldon van der Linde! Glückwunsch an ihn und das BMW Team RBM zu einer Glanzleistung bei diesen schwierigen Bedingungen. Der frühe Boxenstopp in Verbindung mit der fehlerfreien Fahrt von Sheldon hat sich perfekt ausgezahlt. Er hatte freie Fahrt und konnte so viel Zeit und Plätze gutmachen. Den Restart hat er als Führender auch extrem souverän hinbekommen und sich den ersten Sieg seiner DTM-Karriere mehr als verdient. Auch Timo Glock hat ein großartiges Rennen gezeigt. Ihm zuzusehen, wie er im Regen durch das Feld gepflügt ist, war ein großer Genuss. Generell sind unsere Fahrzeuge, Teams und Fahrer mit den heutigen Verhältnissen gut zurechtgekommen und haben sie nahezu fehlerfrei ausgenutzt. Insgesamt war es schön, in Assen wieder vor Fans gefahren zu sein, mit denen wir jetzt diesen Sieg kurz feiern, bevor es nächstes Wochenende gleich weitergeht.“

Bart Mampaey (Teamchef BMW Team RBM): „Zunächst möchte ich dem ganzen Team für die harte Arbeit danken. Am Lausitzring waren wir schon einmal nahe dran, und jetzt hat es tatsächlich für ganz oben gereicht. Wir haben eine alternative Strategie gewählt, uns dabei aber auch etwas gedacht. Wir haben ein komplett nasses Rennen erwartet. Dann hat es während des Rennens abgetrocknet, aber wir haben gesehen, dass das schlechte Wetter zurückkommen würde. Mit zwei unserer Autos standen wir auf dem Grid weiter hinten. Sie hatten zwar die Pace, sind aber nicht weiter nach vorn gekommen. Sheldon van der Linde ist nach seinem frühen Reifenwechsel dann schnelle Zeiten gefahren und hat die anderen, die nicht auf unsere Strategie reagiert haben, überholt. Dann kam der Regen zurück, und beim Restart war es noch einmal richtig spannend. Aber ich denke, wir haben das sehr gut gemacht. Die Stopps waren gut, der Reifendruck auch, und Sheldon hat das großartig gemacht. Ich bin sehr glücklich.“

Marco Wittmann (#11 Schaeffler BMW M4 DTM, BMW Team RMG, Startplatz: 11., Rennergebnis: 8., Fahrerwertung: 9., 44 Pkt.): „Es waren heute schwierige Bedingungen. Im ersten Stint hatten wir ein bisschen zu kämpfen, der zweite war deutlich besser. Dann kam das Safety Car, und letztendlich ist es Platz acht geworden. Das ist natürlich nicht ganz das, was man sich erhofft hat, da man gedacht hat, dass es bei den wechselhaften Bedingungen vielleicht etwas weiter nach vorn geht. Aber im Endeffekt hat es bei mir an diesem Wochenende etwas an Pace und Performance gefehlt. Wir müssen jetzt schauen, dass wir es nächste Woche am Nürburgring besser machen. Herzlichen Glückwunsch an Sheldon zu seinem ersten Sieg. Bei ihm ist heute alles aufgegangen. Er hatte im zweiten Stint eine mega Pace und hat absolut verdient gewonnen.“

Timo Glock (#16 iQOO BMW M4 DTM, BMW Team RMG, Startplatz: 8., Rennergebnis: 6., Fahrerwertung: 5., 62 Pkt.): „Im Regen lief es eigentlich ganz gut. Ich hatte ein gutes Gefühl für das Auto, musste nur ein wenig warten, bis die Reifen auf Temperatur kamen. Dann konnte ich aber einen richtig guten Speed gehen und bis auf Platz zwei vorfahren. Bis zur roten Flagge war ich echt happy. Ich wusste nicht so genau, was um mich herum abläuft und wer schon in der Box war. Vielleicht kann man darüber diskutieren, ob man zu einem anderen Zeitpunkt hätte stoppen können. Aber man wusste nie so richtig, was wettertechnisch passiert. Deshalb kann ich verstehen, dass man die Strategie gesplittet hat. Beim Restart hatte ich das Problem, dass zu viel Wasser auf der Strecke war, und ich zu viel Gischt hatte. In der Phase habe ich ein paar Plätze verloren. Herzlichen Glückwunsch an Sheldon. Ich freue mich sehr, dass wir für BMW den Sieg einfahren konnten.“

Lucas Auer (#22 BMW Bank M4 DTM, BMW Team RMR, Startplatz: 16., Rennergebnis: 10., Fahrerwertung: 10., 36 Pkt.): „Das Qualifying lief nicht optimal. Die Änderungen, die wir von gestern auf heute vorgenommen haben, haben sich nicht ausgezahlt. Das müssen wir uns noch mal genauer anschauen. Aber jetzt noch einen Punkt mitzunehmen, ist definitiv nicht schlecht. Wir müssen schauen, was man noch hätte besser machen können. Insgesamt war es ein schwieriges Rennen, und mit dem Ergebnis können wir recht zufrieden sein.“

Philipp Eng (#25 ZF BMW M4 DTM, BMW Team RBM, Startplatz: 13., Rennergebnis: 9., Fahrerwertung: 11., 22 Pkt.): „Erst einmal hat es mega Spaß gemacht, bei diesen Bedingungen mit dem Auto auf die Strecke zu gehen. Wir hatten ein wenig Pech, weil wir relativ spät gestoppt haben. Das war eine alternative Strategie, da wir dachten, dass es eventuell doch noch etwas mehr abtrocknet. Dann hätte es ganz anders ausgesehen. Dann kam noch mal der Regen, der uns natürlich nicht geholfen hat. Trotzdem freue ich mich sehr für Sheldon, für das BMW Team RBM und für BMW. Das war heute ein wichtiger Sieg.“

Jonathan Aberdein (#27 CATL BMW M4 DTM, BMW Team RMR, Startplatz: 6., Rennergebnis: 13., Fahrerwertung: 13., 19 Pkt.): „Mit Platz sechs hatten wir eine gute Startposition. Im ersten Stint hat es mir ganz offensichtlich an Pace gefehlt. Ich bin nicht ganz sicher, woran es gelegen hat. Dann kam die rote Flagge, und ich konnte anschließend nicht mehr wirklich Boden gutmachen. Insgesamt war es ein hartes Rennen. Aber ich freue mich riesig für meinen Landsmann Sheldon, der heute seinen ersten DTM-Sieg gefeiert hat.“

Sheldon van der Linde (#31 Shell BMW M4 DTM, BMW Team RBM, Startplatz: 14., Rennergebnis: 1., Fahrerwertung: 6., 60 Pkt.): „Es ist unglaublich. Wir sind von Platz 14 gestartet und dann bis ganz nach vorn gefahren. Um ehrlich zu sein, ist heute ein Traum wahr geworden. Beim Start hätten wir das niemals erwartet. Es zeigt, dass wirklich alles passieren kann. Das Wetter war das ganze Wochenende über wirklich seltsam. Wir konnten alles herausholen, und mein Team hatte heute eine großartige Strategie. Das Auto war im Nassen fantastisch. Ich bin einfach super glücklich, meinen ersten DTM-Sieg geholt zu haben. Ich denke, alle bei BMW haben das mehr als verdient. Mein Team hat so hart dafür gearbeitet. Danke dafür an alle.“

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