Nach knapp fünf Jahren gibt es einen neuen Spitzenreiter im Top-10-Ranking der bisher stärksten BMW-Motoren aller Zeiten. Unsere Tabelle zeigt die jeweils stärkste Ausbaustufe der einzelnen Grundmotoren und ist auf die Triebwerke von Serien-Fahrzeugen der BMW Group sowie offiziell belieferte Autobauer beschränkt. Neu an der Spitze steht mit 635 PS ein eigentlich alter Bekannter: Der intern als S63 bekannte V8-Biturbo der M GmbH ist seit vielen Jahren im Einsatz und war schon immer ein echtes Kraftpaket, im BMW M5 CS übertrifft er sich nun aber selbst und steigt zum bisher stärksten BMW Serien-Motor aller Zeiten auf.
Ob er diesen Titel vom BMW N74, vom BMW S70 oder von der 625 PS starken Ausbaustufe seinerselbst erobert, kann dabei jeder für sich entscheiden: Zählt man nur Fahrzeuge mit einem BMW im Namen, war die 625 PS starke Competition-Ausbaustufe mehrerer aktueller M-Modelle der bisherige Spitzenreiter. Deutlich gängiger ist die Interpretation, die den intern als S70 bekannten Zwölfzylinder-Motor aus dem McLaren F1 mit 627 PS als bisherigen Spitzenreiter sah – aber mit der gleichen Berechtigung kann man auch die 632 PS starke BMW N74-Variante des Rolls-Royce Wraith Black Badge als bisheriges Topmodell betrachten.
Während das Duell um den Einsatzort des bisher stärksten BMW-Triebwerks aller Zeiten bis vor wenigen Tagen ein rein britisches war, geht die Krone nun nach Garching: Die 635 PS des BMW M5 CS übertreffen die Werte der beiden Zwölfzylinder zwar knapp, aber eben doch unstrittig. Beim maximalen Drehmoment behält die N74-Variante des Rolls-Royce Wraith Black Badge allerdings die Krone, ihre 870 Newtonmeter übertreffen alle übrigen BMW-Motoren deutlich.
Durch die Fokussierung auf die jeweils stärkste Ausbaustufe eines Triebwerks ergibt sich im Ranking ein großer Leistungssprung zwischen dem dritten und vierten Rang: Sämtliche Motoren mit mehr als 530 PS waren Varianten von N74 oder S63. Schwächere Varianten des N74 kommen auch im BMW M760Li und anderen Rolls-Royce-Modellen zum Einsatz, der S63 debütierte zunächst in der ersten Generation von BMW X5 M und X6 M mit 555 PS und ist dann in mehreren Schritten zur heutigen Spitzenleistung von 635 PS geklettert.
Einen ähnlichen Weg ist der N63 – nicht nur dem Namen nach ein enger Verwandter und nichts anderes als der AG-Grundmotor für die M-Version S63 – gegangen, der im Lauf seines Lebenszyklus von zunächst 408 PS auf inzwischen 530 PS erstarkt ist. Mit einigen weiteren Tuning-Maßnahmen außerhalb der BMW-Regie bringt Alpina den N63 sogar auf 621 PS und entlockt ihm mächtige 800 Newtonmeter Drehmoment, aber an dieser Stelle soll es nur um vollständig von BMW entwickelte Triebwerke gehen.
Schon auf dem fünften Rang folgt der aktuell maximal 510 PS starke Reihensechszylinder S58 aus X3 M, X4 M sowie M3 und M4. Die M-Version des AG-Motors B58 ist allerdings noch recht jung und es ist sicher, dass wir in Zukunft noch deutlich stärkere Ausbaustufen dieses Motors sehen werden – eine Andeutung in dieser Richtung liefert der S58-Vorgänger S55, der zunächst mit 431 PS debütierte und in seiner stärksten Variante mit Wassereinspritzung auf 500 PS kam.
Mit jeweils exakt 400 PS teilen sich gleich zwei Motoren den zehnten Platz, weshalb wir unsere Top-10 zu einer Top-11 gemacht haben: Der 1998 im BMW M5 E39 eingeführte V8-Saugmotor mit 5,0 Liter Hubraum und die Quadturbo-Variante des 3,0 Liter großen Diesel-Sechszylinders B57 sind ein anschaulicher Beweis dafür, dass man auch auf vollkommen unterschiedlichen Wegen zur gleichen Nennleistung kommen kann.
Eine besondere Ehrung verdienen an dieser Stelle jene Motoren, die noch aus dem vergangenen Jahrtausend stammen. Insbesondere der von Paul Rosche konstruierte Zwölfzylinder-Saugmotor S70 ist ein Meisterwerk, dessen Nennleistung von 627 PS auch ein Vierteljahrhundert nach seinem Debüt noch immer für einen Spitzenplatz in zahlreichen Rankings gut ist. Klar ist aber auch, dass sich die Anforderungen an moderne Motoren seit den 1990er-Jahren erheblich verändert haben – vor allem die immer strengeren Abgasvorschriften stellen die Konstrukteure heute vor ganz andere Herausforderungen als früher.