Mercedes EQS, EQE & Co.: Wie kontert BMW die Elektro-Benz?

Erlkönige, Sonstiges | 7.10.2020 von 2

Auf dem Weg zur Elektromobilität ist Mercedes viele Jahre lang nicht mit übermäßiger Geschwindigkeit aufgefallen, aber nun wollen die Schwaben mit Macht den nicht nur …

Auf dem Weg zur Elektromobilität ist Mercedes viele Jahre lang nicht mit übermäßiger Geschwindigkeit aufgefallen, aber nun wollen die Schwaben mit Macht den nicht nur gegenüber BMW verlorenen Boden gutmachen. Geht es nach Daimler-Chef Ola Källenius und seinem Vorstands-Kollegen Markus Schäfer ist Mercedes schon bald der führende Anbieter von Elektromobilität. Auf dem Weg dorthin will Daimler seine gesamte Modellpalette unter dem EQ-Label elektrifizieren und mit neuen Modellen wie Mercedes EQS, EQS SUV, EQE, EQE SUV, EQA und EQB einen bisher weitgehend ignorierten Markt bedienen.

Da die Namen noch nicht so selbsterklärend sind wie die seit Jahren genutzten Baureihen-Bezeichnungen für Fahrzeuge mit konventionellem Antrieb, lohnt sich an dieser Stelle ein kurzer Trip durch die Mercedes-Modellpalette und Nomenklatur. Die neuen Modelle nutzen die gleiche Logik wie der bereits vorgestellte EQC auf Basis des Mittelklasse-SUV GLC: Auf das EQ als Hinweis auf den Elektroantrieb folgt die Baureihen-Bezeichnung im bewährten Muster. Während es den EQC bisher nur als SUV gibt, ist anders als bei den geplanten Modellen EQS und EQE keine weitere Unterscheidung nötig. Im Fall des Mercedes EQS als elektrische Alternative zur neuen S-Klasse Limousine wird es allerdings auch ein EQS SUV geben, das auf dem X7-Rivalen GLS basiert. Eine Klasse tiefer kommen die elektrische E-Klasse EQE sowie die GLE-Variante EQE SUV, bei den kompakten SUV sind zunächst der Mercedes EQA auf GLA-Basis und ein EQB auf GLB-Basis geplant. Für besonders großen Platzbedarf gibt es den Mercedes EQV auf Basis der V-Klasse.

Klar ist, dass die BMW Group auch im Bereich der elektrifizierten Antriebe zu den wichtigsten Rivalen von Mercedes zählt. Auch wenn sich BMW mit Fahrzeugen wie i3, i8 und zahlreichen Plug-in-Hybriden in so gut wie allen Baureihen einen Vorsprung erarbeitet hat, dürfen sich die Münchner auf keinen Fall zurücklehnen. Die Weichen für die ersten Vergleiche sind im Hintergrund längst gestellt, denn als bayerische Alternative zu den elektrischen Mercedes-Baureihen werden schon bald der BMW i7 (7er), i4 (4er Gran Coupé), i5 (5er), iX3 (X3), iX5 / iNext (X5), iX1 (X1) und weitere Modelle auf den Markt kommen.

Alle technischen Daten zu den neuen Elektroautos verraten weder Mercedes noch BMW, aber für den EQS lässt Daimler zumindest schon ein paar Eckpunkte aus dem Sack: Das Elektro-Flaggschiff der Stuttgarter soll eine Elektro-Reichweite von über 700 Kilometern gemäß WLTP bieten und es liegt auf der Hand, dass sich die anspruchsvolle Kundschaft im Luxus-Segment auch auf ausgesprochen sportliche Fahrleistungen freuen darf. Denn eines ist auch klar: Egal ob Mercedes EQS oder BMW i7, beide werden sich auch Vergleichstests mit dem Tesla Model S stellen müssen. Dass der amerikanische Elektro-Pionier in seiner Grundstruktur seit vielen Jahren auf dem Markt und inzwischen nicht mehr in jeder Hinsicht taufrisch ist, ändert nichts an seinen weiterhin beeindruckenden Fahrleistungen.

Weiterhin auf eine ferne Zukunft verweisen möchte Daimler im Kontext der neuen EQ-Modelle offenbar nicht, stattdessen rücken die Markteinführungs-Termine mit großen Schritten näher: Noch in diesem Jahr soll die Produktion des GLA-Ablegers EQA beginnen, nächstes Jahr folgen EQB und die EQS Limousine. Für die beiden jetzt angekündigten EQE-Modelle sowie das EQS SUV nennt Mercedes noch kein konkretes Jahr, es ist aber von 2022 oder spätestens 2023 auszugehen. Ab 2025 sollen auch Kompakt- und Mittelklasse-Modelle folgen, darunter vermutlich auch eine EQC Limousine als Rivalen für den schon 2021 startenden BMW i4.

Ola Källenius (Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und der Mercedes-Benz AG): “In den vergangenen Jahren haben wir viele Dinge richtig gemacht: Design, Produktentwicklung, die Verjüngung der Marke Mercedes-Benz und die Steigerung des Absatzes. Damit haben wir Mercedes-Benz wieder an die Spitze geführt. Aber wir haben bei der Umwandlung der Absatzerfolge in Gewinnzuwächse noch nicht das volle Potenzial ausgeschöpft. Deshalb haben wir unsere Strategie neu justiert und auf den Weg gebracht. Wir wollen die begehrenswertesten Fahrzeuge der Welt bauen. Entscheidend ist, dass wir unsere Stärke als Luxusmarke nutzen, um ökonomischen Wert zu schaffen, die Positionierung unseres Produktportfolios erhöhen und den Produktmix verbessern. Wir werden das volle Potenzial unserer einzigartigen Sub-Marken AMG, Maybach, G und EQ erschließen. Die Strategie zielt darauf ab, uns auf die erfolgskritischen Aktivitäten zu konzentrieren: Elektrofahrzeuge auf eigenständigen Plattformen und proprietäre Fahrzeug-Software. Wir werden die Strukturkosten angehen und wollen eine starke und nachhaltige Profitabilität erreichen.
Mit dieser neuen Strategie bekräftigen wir unsere klare Absicht, unser gesamtes Produktportfolio zu elektrifizieren und unser Geschäft entsprechend unserem in der Ambition2039 formulierten Ziel vollständig CO2-neutral zu machen.”

Markus Schäfer (Mitglied des Vorstands der Daimler AG und Mercedes Benz AG, verantwortlich für Daimler Konzernforschung und Mercedes-Benz Cars COO): “Wir streben bei Mercedes-Benz nichts weniger als die Führung im Bereich der Elektromobilität und Digitalisierung durch eine intelligente Plattformstrategie und einen softwarebasierten Ansatz an. Wir verfolgen unseren eigenen, den Mercedes-Weg, indem wir den Kunden mit unseren Elektrofahrzeugen eine intuitive und luxuriöse Erfahrung bieten. Dazu nutzen wir unsere eigene Entwicklungsabteilung und strategische Partnerschaften. Wir wollen ab 2025 für alle neuen Architekturen mittels hoher Gleichteilquoten, genau dosierten Investitionen sowie weiter fallender Batteriekosten hohe Deckungsbeiträge erreichen. Während der Anteil von elektrifizierten und vollelektrischen Fahrzeugen bis 2030 mehr als 50% des weltweiten Absatzes ausmachen wird, werden die Investitionen in Verbrennungsmotoren schnell zurückgehen und die Zahl der Varianten bis 2030 um 70% reduziert.”

Christoph Starzynski (Vice-President Electric Vehicle Architecture bei Mercedes-Benz): “Der EQS hat bereits weit über zwei Millionen Testkilometer gesammelt, von der Hitze Südafrikas bis zur Kälte Nordschwedens. Der EQS wird die S-Klasse unter den Elektrofahrzeugen werden. Daher absolviert er das gleiche anspruchsvolle Erprobungsprogramm wie jedes andere Fahrzeug, das stolz einen Stern tragen darf. Zusätzlich kamen noch etliche Tests speziell für Elektroautos hinzu, die wichtige Entwicklungsschwerpunkte wie Reichweite, Laden und Effizienz abdecken.”

(Fotos & Infos: Mercedes-Benz)

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