Der BMW 535i E34 von 1988

BMW 5er | 1.01.2011 von 8

Kürzlich haben wir auf die Händlerpräsentation des BMW 5er E34 zurückgeblickt. Besonders angetan waren die staunenden BMW-Fans vor Ort vom damaligen Topmodell BMW 535i. Wir …

Kürzlich haben wir auf die Händlerpräsentation des BMW 5er E34 zurückgeblickt. Besonders angetan waren die staunenden BMW-Fans vor Ort vom damaligen Topmodell BMW 535i. Wir möchten deshalb noch ein paar weitere Impressionen von der Dreieinhalb-Liter-Businessman-Limousine geben.

Auf dem Genfer Automobilsalon im Frühjahr 1988 wurde dieses Stück automobile Technik dem breiten Publikum vorgestellt. Kräftige 211 PS und 305 Nm aus 3.430 cm³. 1.525 kg elegant verteilt auf 4,72 m Länge, 1,75 m Breite und 1,41 m Höhe. 235 km/h Höchstgeschwindigkeit dank windschlüpfriger Karosserie. Aus dem Stand auf maximales Landstraßentempo in gerade einmal 7,7 Sekunden. Seidenweich hochdrehender und kräftig anziehender Sechszylinder mit dem Sound von großem Hubraum und Überlegenheit.

BMW_535i_E34

Feinstes Buffaloleder, elektrisch verstellbare Sitze mit Memoryfunktion, Airbaglenkrad, Heckrollo, Bordcomputer, Klimaautomatik, geschmiedete Felgen mit Niederquerschnittsreifen, Servotronic oder die Automatische Stabilitäts Control konnten die Fahrt im 535i schon vor 22 Jahren zu einem Fahrgenuss machen. Im Prospekt stand damals treffend: “Der Souverän der BMW Reihen-6-Zylinder: das 3,5-l-Triebwerk des 535i. 155 kW / 211 PS sprechen eine Sprache. Sportliche Kraftentfaltung, überlegene Durchzugskraft – großzügige Reserven sind die Stärken dieses Triebwerks.”

Der Antritt des lange Zeit drehmomentstärksten freisaugenden Sechszylindermotors mit Katalysator-Abgastechnik (außer M-Triebwerke) ist nicht brachial, aber nachdrücklich. Doch der 535i ist und will bei weitem kein Sportwagen sein. Die sportlichen Gene trägt er dennoch bei Sound, Leistungsentfaltung und Fahrleistungen unverkennbar mit sich – leider aber auch in Sachen Verbrauch.

Angegeben wurde der Wagen mit 11 l auf 100 km, der Alltagsverbrauch konnte auch schnell 13 l und mehr betragen. Durch das geringe Verdichtungsverhältnis braucht der Motor allerdings nur die preisgünstigere Kraftstoffsorte mit 91 ROZ. Der große Tank mit 80 l Fassungsvolumen garantiert dennoch eine ausreichende Reichweite von Tankstop zu Tankstop.

BMW_535i_E34_Motor

Der 5er E34 hatte damals die größte Bremsanlage seiner Klasse und ließ auch aufgrund seines modernen Fahrwerks mit McPherson-Federbeinen vorn und einer Präzisionslenker-Hinterachse bewusst sportliche Fahrweise zu. Der kam es auch entgegen, wenn man das Differential mit 25% Sperrwirkung geordert hatte. Mit dem Drehmoment von über 300 Nm sind schön anzusehende Drifteinlagen auf nasser Fahrbahn für den geübten Fahrer kein Problem.

Durch die optionale, sportliche Fahrwerksabstimmung mit einer Tieferlegung von 20 mm an der Vorder- und 9 mm an der Hinterachse konnte man das Handling des einstigen Flaggschiffs weiter optimieren. Rundenzeiten auf der Nordschleife sind in dieser Konfiguration in weniger als 9.30 min möglich – einen sehr guten Ringkenner am Steuer natürlich vorausgesetzt. Der sportliche Gedanke wird auch durch das serienmäßige Dreispeichen-Ledersportlenkrad im 385 mm Durchmesser und Lederschaltknopf bestätigt.

Als einziger 5er trug der 535i serienmäßig Leichtmetallräder im Kreuzspeichenfelgen-Design und Breitreifen im 225 mm Format. Für einen Grundpreis von 62.000 DM war die Serienausstattung trotzdem überschaubar. Die erwähnte Klimaautomatik kostete 4.700 DM, der Airbag 2.320 DM oder die Automatische Stabilitäts-Control als Vorläufer der heutigen Dynamischen Stabilitäts-Control 1.980 DM. Heute sind dies selbstverständliche Ausstattungsmerkmale, die Ende der 80er teuer bezahlt werden mussten.

BMW_535i_E34_Innenraum

Für die beiden großen Sechszylinder hatte BMW nun ein aufwendiges Zweimassenschwungrad konstruiert, das die feinen Manieren im Alltagsbetrieb weiter unterstreicht. Kein Ruckeln oder Hüpfen stören beim Anfahren, keine Lastwechsel-Elastizitäten geben Zweifel an der Solidität des Antriebs.

Der M30 genannte Motor war 1988 im Übrigen in seinen Grundzügen schon fast zwei Jahrzehnte im Dienst und stellt im 535i seine letzte Ausbaustufe dar. Der Vorgänger-535i der Generation E28 mit Kat-Technik leistet statt der 211 PS und 305 Nm bei identischem Hubraum so zum Beispiel nur 185 PS und 290 Nm. Die Ventile des M30 wurden anders als im kleineren Reihensechszylindertyp, dem M20, über eine Einfach-Steuerkette angetrieben. Dennoch muss man auch dem Kettenantrieb bei höherer Laufleistung Aufmerksamkeit schenken. Ebenso sollten die Ventile des M30 alle 20 tkm in der Werkstatt eingestellt werden. Gepflegte M30B35 können dennoch wahre Dauerläufer sein und lange Zeit mit ihrem Turbinenartigem Motorenlauf begeistern.

Selbiges gilt für das Handschaltgetriebe, das mit leicht von der Hand gehenden und präzisen Gangwechseln erfreut. Gemessen an aktuellen BMW-Modellen fallen die grundsätzlich etwas langen Schaltwege auf. Als 1992 der neue V8-Motor mit Vierventiltechnik in die 5er-Baureihe eingeführt wird, wird der M30 gänzlich aus dem Programm gestrichen. Der 7 PS stärkere, aber etwas Drehmomentschwächere 530i V8 ist zwar auf dem Papier gleich schnell, aber der büffelartige Charakter des M30 ist passé. Drehzahl statt Drehmoment ist nun angesagt.

Lediglich Alpina bot den selbst entwickelten, doppelt aufgeladenen M30 im B10 Bi-Turbo noch einige Jahre weiter bis zum Auslaufen der E34-Baureihe an. Insgesamt wurden zwischen Januar 1988 und August 1992 96.311 Exemplare vom ausschließlich als Limousine angebotenen BMW 535i E34 gefertigt. Insgesamt liefen 1.331.056 BMW 5er E34 vom Band. Es kann sich derjenige glücklich schätzen, der einen hatte oder noch hat – Am besten den ausgeglichenen “Souverän”.

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