Fahrbericht BMW 3er Facelift: Alter Bekannter mit neuen Tricks

BMW 3er, Fahrberichte | 21.09.2022 von 0

Die Messlatte für die Entwickler des BMW 3er Facelift 2022 lag höher als bei all ihren Vorgängern, denn mit über 1,1 Millionen verkauften Exemplaren von …

Die Messlatte für die Entwickler des BMW 3er Facelift 2022 lag höher als bei all ihren Vorgängern, denn mit über 1,1 Millionen verkauften Exemplaren von Limousine, Touring und Langversion war die aktuelle Generation G20 die zur Halbzeit erfolgreichste 3er-Reihe. Getreu dem Motto “Never change a winning team” haben die Entwickler bei der Modellpflege auf tiefgreifende technische Veränderungen an Antrieb oder Fahrwerk verzichtet und sich stattdessen auf andere Themen fokussiert. Für einen ersten Fahrbericht durften wir kürzlich eine Runde mit dem neuen BMW 3er Touring (G21 LCI) als 320d M Sport in Mineralweiß drehen.

Der BMW 3er präsentiert sich dabei auf den ersten Blick als alter Bekannter, aber bei genauerem Hinsehen fallen doch einige Veränderungen ins Auge. Hauptverantwortlich dafür sind die neuen Schürzen des M Sport-Pakets, die mit einem hexagonalen Lufteinlass unterhalb der Nieren und einem wesentlich prominenteren Diffusor-Einsatz an der Heckschürze noch mehr Motorsport-Nähe ausstrahlen. Völlig neu gezeichnet präsentieren sich auch die schmaleren Front-Scheinwerfer mit grundlegend verändertem Tagfahrlicht-Design, aber der große Aha-Effekt kommt dennoch erst beim Einsteigen: Das bisherige Display-Duo wird wie schon im i4 durch ein großes Curved Display ersetzt, was vor allem im Bereich des rechten Touchscreens mit einer wesentlich größeren Bedien- und Anzeigefläche einhergeht. "

Wie groß der Unterschied hier ist, zeigt sich aber weniger beim Wechsel vom bisherigen 3er in das Facelift-Modell als vielmehr beim Wechsel zurück: Auch wenn der bisherige Infotainment-Screen mit seinen 10,25 Zoll Bildschirmdiagonale nie zu klein wirkte, hat man sich innerhalb kurzer Zeit an die mit iDrive 8 bespielten 14,9 Zoll des neuen Curved-Displays gewöhnt und empfindet die Pre-Facelift-Technik tatsächlich als Rückschritt.

Leider wurde der Wechsel auf das i4-Cockpit so gründlich vollzogen, dass nun auch dem 3er die acht frei programmierbaren Favoriten-Tasten fehlen. Zwar kann man per Swipe vom oberen Bildschirmrand eine ähnliche Funktion aufrufen und auch die verbesserte Sprachbedienung kann theoretisch helfen, aber nach vielen Jahren mit physischen Favoriten-Tasten ist hier definitiv eine Umgewöhnung erforderlich.

Deutlich leichter fällt der Umstieg auf die neue Schaltwippe, die den Wählhebel der Achtgang-Automatik ersetzt: Da die ZF 8HP einen gewohnt-guten Job macht, wird die Wippe ohnehin nur beim Rangieren benötigt. Hier geht der erste Griff zwar zunächst ins Leere, aber nach kurzer Umstellung lässt sich die Wippe genau wie der frühere Wählhebel mühelos blind bedienen.

Dass unter der Haube ein Selbstzünder arbeitet, versteckt der BMW 320d auch mit Facelift meist hervorragend: Nur beim Motorstart und bei höheren Drehzahlen unter Last dringt der Diesel-Sound in den Innenraum, in den meisten Situationen des Alltags oder bei etwas lauter laufendem Radio ist der von einem 48-Volt-Bordnetz unterstützte B47 aber praktisch nicht zu hören. Wie bisher hat man auch im neuen BMW 3er Touring (G21 LCI) als 320d nie das Gefühl, übermotorisiert unterwegs zu sein – es gibt aber auch nur sehr wenige Situationen, in denen sich die 190 PS und 400 Newtonmeter Drehmoment nach zu wenig Leistung anfühlen.

Die Paradedisziplin sind nach wie vor geschwungene Landstraßen, auf denen statt Leistung das gegenüber dem bisherigen 3er unveränderte Fahrwerk im Mittelpunkt steht: Dank ausgeglichener Gewichtsverteilung, verwindungssteifer Karosserie, direkter Lenkung und markentypischem Hinterradantrieb blüht der 320d hier richtig auf und bietet seinem Fahrer ein Maß an Fahrspaß, das für Mittelklasse-Pkw mit unter 200 PS starkem Diesel seinesgleichen sucht. Natürlich ist der 320d dabei kein waschechter Sportler, der immer nach einem hellwachen Fahrer verlangt, aber er zeigt doch immer wieder seine Freude an ein paar schwungvoll gefahrenen Kurven.

Insgesamt ist das Facelift ein gelungener Schritt nach vorn, was vor allem am moderner und großzügiger wirkenden Innenraum liegt. Dank des erneuerten Exterieur-Designs bleibt der 3er auch optisch frisch, sodass auf die erfolgreiche erste Halbzeit mit hoher Wahrscheinlichkeit auch eine starke zweite Halbzeit folgen dürfte.

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