Spa 2020: BMW fährt beim DTM-Auftakt in Belgien nur hinterher

Motorsport | 2.08.2020 von 2

Der Auftakt zur DTM 2020 verlief für BMW Motorsport völlig anders als erhofft – nämlich ähnlich enttäuschend wie das Ende der letzten Saison. Nachdem die …

Der Auftakt zur DTM 2020 verlief für BMW Motorsport völlig anders als erhofft – nämlich ähnlich enttäuschend wie das Ende der letzten Saison. Nachdem die BMW-Verantwortlichen nach den Testfahrten vor Saisonbeginn scheinbar wieder Hoffnung geschöpft hatten, schlug Audi bei den ersten Rennen des neuen Jahres gnadenlos zu und zeigte schonungslos, wie unterlegen der BMW M4 DTM offenbar weiterhin ist. Aus Sicht der BMW Motorsport-Teams bleibt nach dem ersten Wochenende nur die Hoffnung, dass die lange Natur-Rennstrecke von Spa-Francorchamps nicht repräsentativ für die kommenden Strecken und damit für das Kräfteverhältnis der gesamten Saison war.

Als Hoffnungsschimmer dienen dabei die Reifen, denn Hankook definierte für den DTM Saison-Auftakt in Spa-Francorchamps aus Rücksicht auf die legendäre Hochgeschwindigkeits-Kurve Eau Rouge einen höheren Mindest-Luftdruck als üblich. Möglicherweise sind die Probleme der BMW-Piloten mit stark abbauenden Reifen auch auf diesen Umstand zurückzuführen, aber sicher ist das keineswegs. Außerdem zeigte die Performance des BMW M4 DTM auch auf den Geraden wenig Anlass für Begeisterung und alles deutet darauf hin, dass Audi sich wie schon 2019 fast nur selbst schlagen kann.

Wie überlegen der Audi RS 5 DTM beim Auftakt in Spa war, zeigt sich schon beim Blick auf die Qualifying-Ergebnisse: Für das erste Rennen am Samstag sicherten sich die Ingolstädter die ersten vier Startplätze, Sheldon van der Linde hatte als bester BMW-Pilot mehr als sechs Zehntel Rückstand auf den schnellsten Audi. Auch im zweiten Qualifying am Sonntag waren drei Audi auf den ersten drei Plätzen. Sheldon van der Linde sicherte sich zwar den vierten Startplatz, hatte dieses Mal aber sogar fast acht Zehntel Rückstand auf die Pole Position. Philipp Eng fuhr als zweitschnellster BMW-Pilot auf Startplatz 6 und hatte bereits knapp 1,2 Sekunden Rückstand auf die Spitze.

In den Rennen waren die Audi sogar noch dominanter, weil fast alle BMW-Piloten mit stark abbauenden Reifen zu kämpfen hatten. So sicherte sich Audi am Samstag einen Fünffach-Sieg mit über 36 Sekunden auf den “schärfsten Verfolger” Philipp Eng. Auch am Sonntag machten die Audi-Piloten die ersten fünf Plätze unter sich aus, Sheldon van der Linde fuhr mit 24 Sekunden Rückstand als bester BMW-Pilot auf Rang 6.

Jens Marquardt (BMW Group Motorsport Direktor): „Wie erwartet war es auch heute wieder schwierig für uns hier in Spa. Im Qualifying ist es etwas besser gelaufen, und wir hatten mit Sheldon van der Linde einen Fahrer in den ersten beiden Startreihen. Auch dahinter sah es etwas besser aus. Im Rennen haben wir dann im ersten Stint zu viel Zeit verloren. Das konnten wir im zweiten Stint auch mit einer etwas anderen Strategie wie bei Marco Wittmann, der etwas später zum Reifenwechsel kam, einfach nicht mehr wettmachen. Das Reifenmanagement ist uns heute erneut sehr schwergefallen, daran müssen wir arbeiten. Zuverlässigkeit und Top-Speed haben gepasst, die Pace im ersten Stint vor allem in den Sektoren zwei und drei nicht. Das müssen wir analysieren. Bis zum Lausitzring müssen wir generell unser Paket noch verbessern, auch wenn die Reifen dort keine so große Rolle spielen sollten wie hier in Spa. Gratulation an René Rast und Nico Müller. Die beiden sind in einer eigenen Liga gefahren. Wir müssen zusehen, dass wir besser werden und schon bald da vorne dabei sind.“

Stefan Reinhold (Teamchef BMW Team RMG): „Wir haben hier in Spa die Mischung aus Abtrieb und Set-up einfach nicht perfekt hinbekommen. Daher hat uns im Vergleich zur Konkurrenz die Pace gefehlt. Trotzdem ein großer Dank an das gesamte Team, das auch bei den Boxenstopps einen perfekten Job gemacht hat. Wir müssen uns jetzt in der Vorbereitung auf den Lausitzring genau ansehen, wie wir uns verbessern können.“

Marco Wittmann (#11 Schaeffler BMW M4 DTM, BMW Team RMG, Startplatz: 9., Rennergebnis: 10, Fahrerwertung: 12., 1 Pkt.): „Sehr ernüchternd alles. Am Ende habe ich spät gestoppt und dadurch vielleicht noch einen Punkt geholt. Wir alle müssen das komplette Wochenende genau analysieren. Das ist super-enttäuschend, wenn du 45 Sekunden hinter dem Führenden ins Ziel kommst. Das ist nicht unser Anspruch, das ist nicht das, was wir uns erhofft haben. Man muss das ehrlich sagen, das war keine gute Leistung von uns. Da muss man dran arbeiten.“

Timo Glock (#16 BMW M4 DTM, BMW Team RMG, Startplatz: 7., Rennergebnis: 13., Fahrerwertung: 10., 4 Pkt.): „Das war nicht das, was wir uns erhofft hatten. Es ist schwierig zu verstehen, denn im Qualifying hat sich das Auto gut angefühlt. Aber sobald wir ins Rennen gehen mit mehr Gewicht an Bord, wird der Reifen zu stark beansprucht. Er leidet zu stark. Das ist ein Thema, in dem unser Hauptproblem liegt. Das hat nicht gepasst, vor allem heute im zweiten Stint. Ich weiß nicht, was mit dem vorderen rechten Reifen los war, aber da ging nichts. Der hatte von Anfang an keinen Grip, und ich hatte viel Untersteuern. Ich habe viel Zeit verloren. Da hat nichts zusammengepasst. Wir müssen schauen, woran es liegen kann. Momentan habe ich keine Erklärung dafür.“

Lucas Auer (#22 BMW Bank M4 DTM, BMW Team RMR, Startplatz: 10., Rennergebnis: 8., Fahrerwertung: 7., 10 Pkt.): „Mein Start war wieder super. Ich denke auch, dass der erste Stint generell sehr stark war. Allerdings habe ich mit vielen Autos gekämpft. Danach waren die Reifen fertig. Aber trotzdem, den ersten Stint würde ich als gut beschreiben, der zweite war es nicht unbedingt. Dadurch konnte ich zumindest nicht mehr nach vorn fahren. Ich bin trotzdem ganz zufrieden und denke, dass ich noch Potential habe. Jetzt heißt es: weiterkämpfen.“

Bart Mampaey (Teamchef BMW Team RBM): „Ich denke, unser Team hat unter schwierigen Bedingungen das Beste aus den Möglichkeiten herausgeholt. Mit Audi konnten wir hier in Spa nicht mithalten, das müssen wir uns eingestehen. Glückwunsch zu ihren Leistungen. Sheldon van der Linde hatte heute sowohl im Qualifying als auch im Rennen eine gute Pace. Jonathan Aberdein hat leider durch einen unverschuldeten Dreher viel Zeit verloren, sich danach aber großartig zurückgekämpft. Ich bin mit seiner Leistung sehr zufrieden. Bei Philipp Eng ist unsere Reifenstrategie nicht so gut aufgegangen wie gestern.“

Philipp Eng (#25 ZF BMW M4 DTM, BMW Team RBM, Startplatz: 6., Rennergebnis: 11., Fahrerwertung: 8., 8 Pkt.): „Das war sehr enttäuschend. Heute lief es genau anders als gestern. Wir haben am Auto nichts umgebaut, einfach nur einen anderen Reifen genutzt. Gestern habe ich ausgesehen, als wäre ich der Reifenflüsterer schlechthin, heute das genaue Gegenteil. Das kann im Moment keiner verstehen.“

Jonathan Aberdein (#31 CATL BMW M4 DTM, BMW Team RMR, Startplatz: 11., Rennergebnis: 9., Fahrerwertung: 11., 3 Pkt.): „Insgesamt war der Tag ein wenig enttäuschend, aber wir haben definitiv einiges herausgeholt. Leider wurde ich in der Anfangsphase des Rennens gedreht, was uns Zeit gekostet hat. Dank unserer guten Pace und des Reifenmanagements ist es uns trotzdem gelungen, uns zurück ins Spiel zu bringen. Am Ende ist es Platz neun geworden. Angesichts unserer Startposition und des Zwischenfalls zu Beginn können wir mit diesem Ergebnis zufrieden sein.“

Sheldon van der Linde (#31 Shell BMW M4 DTM, BMW Team RBM, Startplatz: 4., Rennergebnis: 6., Fahrerwertung: 9., 8 Pkt.): „Das war ein gutes Rennen für uns. Wir haben das Maximum aus unserem Paket heute herausgeholt. Leider konnten wir nicht noch mehr ausrichten. Ich hatte ein richtig gutes Qualifying, vielleicht eine meiner besten Runden, die ich je gefahren bin. Ich bin mit mir zufrieden heute. Nach meinen Problemen im Rennen gestern war es für mich wichtig, mir mein Selbstvertrauen zurückzuholen. Ich wollte zeigen, wozu wir in der Lage sind. Das ist uns gelungen. Die Audis sind offensichtlich sehr schnell. Wir werden alles geben, um im nächsten Rennen zu ihnen aufzuschließen.“

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