Alles im Griff: Die Entwicklung der BMW-Lenkung seit dem E21

BMW 3er, BMW 4er | 5.05.2020 von 0

Fragt man Autofahrer nach den ausschlaggebenden technischen Aspekten für die Wahl ihres Fahrzeugs, hört man meist Antworten von der Leistung über den Verbrauch und das …

Fragt man Autofahrer nach den ausschlaggebenden technischen Aspekten für die Wahl ihres Fahrzeugs, hört man meist Antworten von der Leistung über den Verbrauch und das Getriebe bis hin zum Navigationssystem. Sehr selten zu hören ist die Lenkung, obwohl diese auf jeder einzelnen Fahrt entscheidenden Einfluss auf das Fahrgefühl hat. Das ist vor allem den Entwicklern bei BMW sehr bewusst, denn in München wird die Freude am Fahren traditionell besonders groß geschrieben. Damit die Lenkung auf jeder Fahrt höchsten Ansprüchen genügen kann, wurde sie in den letzten Jahren Schritt für Schritt weiterentwickelt und besitzt heute Fähigkeiten, an die noch vor wenigen Jahren nicht zu denken war.

Am Beispiel der BMW 3er-Reihe, die wie kein anderes Auto für erreichbaren Fahrspaß auf hohem Niveau steht, wollen wir an dieser Stelle einen Blick auf die Entwicklung der Lenkung werfen. Erklärt wurde uns der enorme Fähigkeiten-Zuwachs seit der ersten 3er-Generation E21 von Steffen Koch, der sich als Leiter Funktion Lenksysteme bestens mit dem inzwischen hochkomplexen System auskennt. Auch wenn die Grundfunktion noch immer die Übertragung des Fahrerwunschs auf die Vorderräder ist, hat sich bis zum aktuellen 3er G20 enorm viel verändert.

Beim ersten BMW 3er E21 war ein manuelles Zahnstangenlenkgetriebe Stand der Technik, eine hydraulische Unterstützung gab es nur gegen Aufpreis. Bei den ersten Systemen dieser Art ging es primär darum, den am Lenkrad nötigen Kraftaufwand zu reduzieren, was aber auch zu neuen Problemen führte: Da die Lenkkraftunterstützung nicht variabel war, ließ sich die Lenkung bei niedrigen Geschwindigkeiten weiterhin etwas zu schwer bedienen, während sie bei höheren Geschwindigkeiten zu leichtgängig war und zu wenig Widerstand bot. Erst mit der Servotronic wurde es möglich, die Lenkkraftunterstützung je nach Geschwindigkeit zu variieren.

Bei modernen Fahrzeugen ist die Lenkung mit elektromotorischer Unterstützung zum Standard geworden, was völlig neue Funktionen ermöglicht. Ging es zuvor “nur” um eine komfortable Übertragung des Fahrerwunschs auf die Straße und ein gutes Feedback an den Fahrer, wurden plötzlich immer mehr Sonderfunktionen möglich. Wie die Grafik zeigt, wurde zum Beispiel eine Grenzbereichs-Rückmeldefunktion integriert, die den Fahrer bei Unter- oder Übersteuern intuitiv verständlich unterstützt und ihm dabei ein ähnliches Feedback wie eine hydraulische Lenkung bietet.

Weitere Features wie die Hängende Fahrbahn-Kompensation erlauben die Konzentration auf das Wesentliche, indem sie den Fahrer entlasten. Bei BMW wird dabei immer darauf geachtet, dass der Fahrer weiterhin ein Gefühl für die Situation auf der Straße bekommt: Technisch wäre es kein Problem, den permanent nötigen Lenkimpuls bei einer hängenden Fahrbahn zu übernehmen und den Fahrer komplett von der Aufgabe zu entbinden. Bei BMW hat man sich dafür entschieden, die hierbei aufzubringende Kraft erheblich zu reduzieren, dem Fahrer aber dennoch ein Gefühl für die hängende Fahrbahn zu liefern.

Dem ständig größer werdenden Funktionsumfang zum Trotz konnte der nötige Bauraum immer weiter reduziert werden. Dieser Aspekt ist auch wichtig, weil die Lenkung bei BMW ein fester Bestandteil des Baukasten-Systems ist und das prinzipiell gleiche Technik-Paket in völlig verschiedenen Baureihen zum Einsatz kommt. Die große Spreizung zwischen Modellen wie 3er und X7 ist eine besondere Herausforderung für Steffen Koch und seine Kollegen, denn natürlich gibt es in einer sportlichen Mittelklasse-Limousine andere Ansprüche an die Lenkung als in einem Luxus-SUV.

Auch die heutigen Assistenzsysteme wären ohne moderne Lenkung nicht vorstellbar: Damit ein Einpark- oder Rückfahrassistent den Fahrer unterstützen kann, muss er die Kontrolle über das Steuer übernehmen können. Auch beim autonomen oder hochautomatisierten Fahren, an das zu Zeiten des BMW 3er E21 noch lange nicht zu denken war, ist die Übernahme der Lenkung durch das Fahrzeug eine Grundvoraussetzung.

Ein weiterer Aspekt, den kaum jemand beim Blick aufs Lenkrad im Hinterkopf hat, ist die Reduzierung der CO2-Emissionen. Auch hier leisten die Fortschritte bei der Lenkung einen großen Beitrag: Beim Wechsel von der Generation E90 zum F30 konnten die CO2-Emissionen des Gesamtfahrzeugs allein durch die Einführung effektiverer Lenkungstechnik um drei Prozent reduziert werden.

Warum wir das alles aufgeschrieben haben? Damit der eine oder andere Leser auf seiner nächsten Fahrt einmal bewusst darauf achtet, auf wie vielfältige Art und Weise ihn die Lenkung in einem modernen BMW entlastet und unterstützt. Oder anders: Weil die Lenkung viel zu selten die Wertschätzung erfährt, die sie verdient.

Besonders gut erleben lassen sich die Fortschritte natürlich, wenn man direkt von einem älteren Fahrzeug wie dem BMW 3er E36 in ein topaktuelles Auto wie den kommenden BMW 4er G22 wechselt.

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