Groß war die Sorge der deutschen Autobauer, nun scheint sich eine erfreulich positive Lösung anzubahnen: Im drohenden Handelskrieg zwischen den USA und der EU kommt der Autoindustrie vor allem aus europäischer Sicht eine Schlüsselrolle zu, schließlich verkaufen die europäischen Konzerne Jahr für Jahr hunderttausende Neuwagen auf dem US-Markt. Die Drohung von US-Präsident Trump, den Import von Autos künftig mit Zöllen in Höhe von bis zu 20 Prozent zu belegen, sorgte für dementsprechend tiefe Sorgenfalten bei vielen Beobachtern – nicht nur, weil die Zölle der europäischen Autoindustrie schaden würden, sondern auch weil sie nach einer harten Reaktion der EU verlangen und damit zur weiteren Eskalation des Konflikts beitragen würden.
Nach aktuellen Medien-Berichten scheint nun eine Lösung in Sicht, die den Autobauern gut gefallen dürfte: Der US-Botschafter in Berlin, Richard Grenell, soll in einem Treffen mit den Vorstandschefs Harald Krüger (BMW Group), Dieter Zetsche (Daimler) und Herbert Diess (VW) den vollständigen Verzicht auf Automobil-Zölle angeboten haben. Der Deal: Wenn die EU keine Zölle auf US-Autos erhebt, wird es auch umgekehrt keine Zölle geben.
Derzeit zahlen amerikanische Autobauer 10 Prozent Zoll, wenn sie Neuwagen in die EU importieren. Sie und Präsident Trump sehen darin einen der Gründe für den überschaubaren Erfolg von Marken wie Chevrolet in Europa. Auf europäische Autos, die in die USA importiert werden, müssen derzeit nur 2,5 Prozent Zoll gezahlt werden.
Ob die mit den aktuellen Zöllen verbundenen Kosten wirklich der ausschlaggebende Grund für die Stärke der europäischen und vor allem der deutschen Autobauer sind, kann mit Sicherheit diskutiert werden. In den Konzernzentralen von BMW, Mercedes und Volkswagen dürfte man die eigene Stärke viel eher mit der Qualität der eigenen Produkte in Verbindung bringen und die vorgeschlagene Null-Zoll-Lösung entsprechend positiv bewerten.
Abzuwarten bleibt, ob das Angebot des US-Botschafters Grenell wirklich Bestand hat. Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass sich Ankündigungen der aktuellen US-Regierung innerhalb kurzer Zeit wieder in Wohlgefallen auflösen und sich die Sachlage plötzlich wieder anders darstellt.