Autoindustrie: BMW-Vorstand kritisiert ‘Fehlverhalten Einzelner’

News | 8.09.2017 von 19

Mit ungewöhnlich deutlichen Worten hat sich Klaus Fröhlich, Mitglied des Vorstands der BMW AG und zuständig für Entwicklung, über den Diesel-Skandal und seine Auswirkungen auf …

Mit ungewöhnlich deutlichen Worten hat sich Klaus Fröhlich, Mitglied des Vorstands der BMW AG und zuständig für Entwicklung, über den Diesel-Skandal und seine Auswirkungen auf die Autoindustrie im Allgemeinen geäußert. Die ganze Branche habe nun damit zu kämpfen, dass sich Einzelne nicht korrekt verhalten hätten – der Schaden trifft alle, auch die nicht an illegalen Machenschaften beteiligten Autobauer wie BMW. Dabei kritisiert Fröhlich nicht nur das Fehlverhalten, sondern betont auch ausdrücklich die Gesetzestreue der BMW Group. Die in der Folge des Diesel-Skandals beschlossenen Maßnahmen bezeichnet Fröhlich zum Teil als irrational.

In seinen weiteren Ausführungen unterstreicht der Entwicklungsvorstand, dass BMW trotz des unverschuldeten Schadens aus dem Diesel-Skandal gut aufgestellt ist. Gerade im Bereich Elektromobilität sieht er das Unternehmen gut aufgestellt und teilt mit Blick auf kommende Elektroautos auf der Basis von Großserien-Fahrzeugen einen klaren Seitenhieb an die Konkurrenz aus: “während BMW i damit die zweite Stufe zündet, investieren Wettbewerber noch in Solitär-Plattformen.”

Das Statement von BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich im Wortlaut:

Seit 2001 fokussieren wir uns mit den zwei Marken BMW und MINI auf Premium sowie mit Rolls-Royce auf exklusiven Luxus.

2007 sind wir dann mit der Strategie Number ONE in eine neue Dimension hineingewachsen. Mit dieser Strategie haben wir auch neue Services, unser Maßnahmenpaket BMW EfficientDynamics und – besonders – BMW i auf die Straße gebracht – unser Konzept für nachhaltige Mobilität.

Die Strategie Number ONE war erfolgreich.

Und auch die Weiterentwicklung aus 2016 – die NUMBER ONE > NEXT – ist schon in voller Umsetzung und wird neue Maßstäbe setzen. Unsere Entwicklungsarbeit, unsere Innovationskraft waren und sind die Grundlage dafür.

Wir haben in den letzten zwei Jahren nochmals beschleunigt und aufgebaut, um an der Spitze zu bleiben. Dies war notwendig!

Denn, das Umfeld hat sich deutlich verändert. Die Situation ist volatiler und angespannter, als sie es noch vor 10 Jahren war.

1. Durch das Fehlverhalten Einzelner hat unsere Industrie viel an Glaubwürdigkeit und Vertrauen verloren. Folge davon sind nun auch verstärkte – zum Teil irrationale – Regulationsansätze. So beschleunigt sich weltweit die leider uneinheitliche Regulation bezüglich Verbrauch, Emissionen und Sicherheit noch weiter.

Die BMW Group hat hier immer eine klare Haltung gezeigt:

Wir waren die einzigen, die die freiwillige Selbstverpflichtung für CO2 Emissionen eingehalten haben. So konnten wir seit 1995 die CO2-Emissionen im Flottendurchschnitt um über 40 Prozent reduzieren.
Robuste Emissionsabsenkung bedeutet für uns auch, dass wir uns an der Intention und nicht nur am Buchstaben des Gesetzes orientieren. Deshalb erzielen wir in unabhängigen Vergleichen die niedrigsten Emissionen und differenzieren uns mit überlegener Technik vom Wettbewerb.

2. Etablierte Wettbewerber wandeln sich und neue Wettbewerber wollen sich Marktanteile sichern. Elektrifizierung und Digitalisierung sind die beiden großen ‚Game Changer‘. Der Eintritt digitaler Akteure ist eine neue Art des Wettbewerbs. Die neuen Konkurrenten fokussieren sich ausschließlich auf Zukunftstechnologien und arbeiten mit den Daten ihrer Kunden.

Wir haben deshalb Kompetenzen aufgebaut, Prozesse angepasst und intelligentes Partnering betrieben. Wir haben auf Angriff umgeschaltet, denn wir wollen unsere Führung in der Premiummobilität behaupten – gegen bekannte und neue Wettbewerber. Das gilt auch für Elektromobilität, autonomes Fahren und das vernetzte Fahrzeug. Und BMW i – das Original – ist dafür unsere Innovationsplattform.

Dabei nutzen wir auch neue Ansätze.

So haben wir uns bereits in 2016 in der Forschung & Entwicklung organisatorisch neu aufgestellt. Dabei richten wir uns konsequent an den zwei wesentlichen Schwerpunkten aus:

Digitalisierung mit dem Ausbau der Connectivity, dem Einsatz künstlicher Intelligenz und der Entwicklung autonom fahrender Premium-Automobile.

Antriebstechnik mit EfficientDynamics NEXT ICEs (Verbrennungsmotoren) mit 48 Volt und der Entwicklung elektrifizierter Fahrzeuge mit Batterie oder Brennstoffzelle.

Der Trend zur Elektromobilität ist unumkehrbar, aber er wird über die Welt unterschiedlich und vor allem unterschiedlich schnell erfolgen (die Entwicklung in China ist nur ein Beispiel hierfür). Märkte und Kunden auf der ganzen Welt werden noch lange sehr unterschiedliche Antriebe nachfragen.

Deshalb haben wir uns als weltweit einziger Hersteller entschieden, dass wir ab 2020 in allen Klassen Autos aller Antriebe – je nach Marktwunsch – anbieten können: moderne, effiziente und saubere Verbrenner, Plug-in Hybride oder mit vollelektrischem Batterieantrieb.

Unsere uneingeschränkte Handlungsfähigkeit stellen wir durch unsere voll flexiblen Architekturen und Baukästen sicher. Künftig können wir mit unseren neuen Fahrzeug-Architekturen und flexiblen Werken schnell entscheiden, welche und wie viele Modelle wir mit welchem Antrieb produzieren.

Wir waren auch der einzige Hersteller, der schon 2010 entschieden hat, den PHEV in all unsere Architekturen für Heck- und Frontantrieb zu integrieren. Deshalb können wir in 2017 bereits neun elektrifizierte Fahrzeuge anbieten.

Damit sind wir jetzt schon der drittgrößte Anbieter von Elektromobilität.

Im Rahmen der Weiterentwicklung der beiden Architekturen und der Verdopplung der Speicherenergieinhalte haben wir jetzt auch die Befähigung für die BEV Integration durchgeführt. Wir werden auf der einen Seite Fahrzeugarchitekturen haben und auf der anderen Seite Baukästen für Antriebe. Das erhöht unsere Flexibilität einzigartig.

Die schon 5. Generation unserer Elektroantriebe wird 2021 mit dem BMW iNEXT gelauncht. Dabei handelt es sich um einen skalierbaren modularen Baukasten, was heißt, dass die Technologie dann auch in Modelle passt, die bereits heute auf den Markt kommen. So können wir jedes Modell je nach Marktnachfrage auch teil- oder voll-elektrifizieren.

Damit haben wir für uns ideale Voraussetzungen geschaffen:

Reine Batteriefahrzeuge werden in die Breite und in die großen Volumen gehen und volle Alltagstauglichkeit mit bis zu 700 km Reichweite haben.

Die Plug-in Hybride werden als sogenannte ‚Power PHEV‘ bzgl. Fahrfreude und mit bis zu 100 km Reichweite Maßstäbe setzen.

Und die verbrennungsmotorischen Antriebe werden mit 48 Volt Rekuperations-Systemen und maximaler Emissionsabsenkung auch weiterhin Maßstäbe setzen.

Wir haben die höchste Kernkompetenz und Wertschöpfung bei E-Antrieben im Wettbewerb. Allein in unser neues Forschungszentrum für Batterietechnologie investieren wir gerade zum Beispiel 200 Millionen Euro.

Ob E-Maschine, Leistungselektronik oder Batteriesystem: Für uns gibt es nur Eigenproduktion oder Build-to-Print Fähigkeit – dies heißt volles technisches Durchdringen der Systeme.

Schritt für Schritt befähigen wir jetzt alle Fahrzeugwerke für E-Antriebe. Und das zahlt sich aus:

Schon heute haben wir in Europa einen dreimal höheren Marktanteil bei den E Antrieben als bei den Verbrennern. 100.000 Einheiten BEVs und PHEVs werden in diesem Jahr von den Kunden bestellt. Und bis 2025 werden wir25 voll- oder teilelektrifizierte Fahrzeuge anbieten.

Fazit:

Alle Marken werden elektrifiziert. Damit haben wir das breiteste Angebot im Markt. Und dies bei voller Flexibilität. So werden wir auch NUMBER ONE in der Premium-Elektromobilität – vor etablierten und neuen Wettbewerbern.

Und während BMW i damit die zweite Stufe zündet, investieren Wettbewerber noch in Solitär-Plattformen.

Aber: BMW i ist mehr als Elektromobilität.

BMW i ist und bleibt unser Inkubator, der Hub für Innovationen. BMW i ist das Original!

Und BMW i wird mit dem BMW iNEXT auch der Vorreiter bei weiteren Zukunftstechnologien.

Dies bringt mich zum Thema: ‚Autonomes Fahren‘.

In Zukunft wird das Auto noch intelligenter und es kann autonom fahren. Damit wird es zusätzliche Funktionen für unsere Kunden haben.

Auch hier steht für uns der Kundennutzen im Mittelpunkt. Bei uns wird immer der Kunde entscheiden, in welchem Modus er fährt. Ohne Wahlfreiheit ist für uns „Freude am Fahren“ undenkbar.

In einer Vielzahl von BMW Modellen – beginnend mit dem BMW 7er bis zur gesamten Flotte – sind teilautomatisierte Assistenzsysteme bereits täglich im Einsatz. Sie erhöhen Sicherheit und Komfort unserer Kunden. So übernimmt Ihr Auto nicht nur bis 60 km/h, sondern bereits seit 2015 bis 210 km/h die Spur und Längsführung auf der Autobahn für Sie.

Doch jetzt ist es richtig, nicht Schritt für Schritt, mühselig auf der Basis der niedrigen Levels von 2 nach vorne zu gehen. Wegen der Systemsprünge, der Zusatzanforderungen an Redundanz, Rechenleistung und Connectivity für vollautonomes Fahren muss man das Level 5 technologisch beherrschen.

Deshalb werden wir uns bis 2021 im iNEXT befähigen, auch vollautonomes Fahren anbieten zu können – dort, wo bis dahin die regulatorischen Rahmenbedingungen geschaffen sind. Und davon abgeleitet werden wir wieder völlig flexibel unser Angebot Level 3 bis 5 in unsere Flotte bringen.

In allen vier Befähigungen, wie: HD Real-Time Karte, Sensorik, künstliche Intelligenz und Umfeldmodell sowie bei der Motion Control sind wir gut aufgestellt. Wir haben die weltbesten Innovatoren an unserer Seite und haben uns in den letzten 10 Jahren selbst befähigt.

Jedoch sind sicherheitsrelevante Systeme langfristig keine Möglichkeit zur Differenzierung – es muss den weltweit besten Stand der Technik geben. Und deshalb treten immer mehr OEM und TIER1 unserer offenen Plattform bei, die sich damit zu dem Kompetenzzentrum für autonomes Fahren entwickelt.

Soweit meine Darstellung unserer Technologieoffensive im Rahmen der NUMBER ONE > NEXT.

Vielen Dank.

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