50 Jahre BMW 3er: (Zeit-)Reise nach Südtirol im 323i E21

BMW 3er, Fahrberichte | 23.05.2025 von 0

Für den Weg zum Concorso d’Eleganza Villa d’Este gibt es in diesem Jahr kein stilvolleres Fahrzeug als einen BMW 3er der ersten Generation E21, schließlich …

Für den Weg zum Concorso d’Eleganza Villa d’Este gibt es in diesem Jahr kein stilvolleres Fahrzeug als einen BMW 3er der ersten Generation E21, schließlich werden am Comer See unter anderem 50 Jahre BMW 3er gefeiert: Im Sommer 1975 kam die zweitürige Limousine als Nachfolger des 02 auf den Markt und entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zum Erfolgsmodell. Wir durften für eine kleine Zeitreise ans Steuer eines 323i, der Anfang 1978 als Topmodell der Generation E21 sein Debüt gab und mit satten 143 PS jede Menge Freude am Fahren versprach.

Wer heute in den ersten BMW 3er steigt, muss sich in vielerlei Hinsicht erst einmal umgewöhnen. Die Türen sind extrem dünn und leicht, das zum Fahrer geneigte Cockpit reduziert sich wirklich auf das Wesentlichste und alle vier Knöpfe auf den Speichen des Lenkrads dienen nur einer einzigen Funktion – der Hupe. Was ebenfalls sofort auffällt, sind die großen Fensterflächen und die schmalen Säulen. Gemeinsam machen sie die ohnehin kompakte Karosserie ausgesprochen übersichtlich und lassen den 3er noch handlicher wirken, als er tatsächlich ist. "

Selbst beim Topmodell waren viele heute längst selbstverständliche Dinge höchstens optional erhältlich, angefangen von der Servolenkung bis hin zum Radio. So müssen wir mit ungewohnt viel Kraftaufwand lenken und ohne andere 70er-Stars wie Abba oder die Rolling Stones gen Süden reisen, können uns aber auch noch intensiver auf den Sound unseres 323i konzentrieren: Sobald der fast schon zerbrechlich wirkende Zündschlüssel gedreht wird, gibt sein frei saugender Reihensechszylinder mit 2,3 Liter Hubraum in jeder Sekunde den Ton an.

Seinen Anteil an der akustischen Präsenz des M20-Motors hat auch das Getriebe, denn im Regelfall war der BMW 323i mit einem Viergang-Schaltgetriebe von Getrag ausgerüstet. Einen fünften Gang gab es nur gegen Aufpreis und wer es bei vier Gängen beließ, durfte gerade bei höherem Tempo auf der Autobahn nicht zimperlich sein: Schon bei rund 130 km/h knackt der Drehzahlmesser die Marke von 4.000 Umdrehungen, statt Windgeräuschen dominieren die Abrollgeräusche der Reifen und die Klänge des Antriebs.

Auf Landstraßen braucht man derart hohe Drehzahlen nur beim Überholen, denn der Sechszylinder lässt sich auch erstaunlich schaltfaul fahren. Der Motor zieht schon aus niedrigen Drehzahlen sauber durch und beeindruckt mit einer sauger-typisch linearen Kraftentfaltung, bei der jede weitere Kurbelwellenumdrehung noch ein paar weitere Reserven mobilisiert. Die volle Leistung von 143 PS liegt bei 5.800 U/min an, ganz so hoch wollen wir den betagten Senior aber nicht drehen – schließlich hat der E21 aus dem Fundus von BMW Classic bereits über 165.000 Kilometer auf der Uhr.

Neben den großen Auffälligkeiten sind es vor allem Kleinigkeiten, die einem immer wieder den technischen Fortschritt der letzten Jahrzehnte vor Augen führen: Die vorderen Fenster öffnen und schließen ganz klassisch per Kurbel, die optionalen Ausstellfenster hinten sind bei unserem 323i nicht verbaut, die fehlende Zentralverriegelung macht das Drücken des Knöpfens auf der Beifahrerseite ebenso notwendig wie das separate Abschließen der Heckklappe. Dass sich die Schlösser nicht aus der Ferne per Funk entriegeln lassen, versteht sich ohnehin von selbst.

Unsere erste Etappe nach Südtirol erledigt der BMW 3er (E21) völlig mühelos, in gewisser Weise ist die Tour ja auch ein Heimspiel: Schon vor 50 Jahren war Italien ein beliebtes Urlaubsziel für unzählige Deutsche, die über den Brenner und andere Pässe fuhren und sich auf den Weg zum Gardasee oder in die Toskana machten. Die 13-Zoll-Felgen mit ihren relativ großen Reifen tragen dazu bei, dass der 3er heute wie damals ein angenehmes Komfort-Niveau bietet.

Neu kostete ein BMW 323i im Jahr 1979 übrigens 20.350 D-Mark. Mit 4,35 Meter Länge ist der E21 sogar noch einen Tick kürzer als ein heutiger 1er, noch größer und spürbarer ist der Unterschied zum heutigen 3er aber bei der Breite: Mit nur 1,61 Meter ist der E21 mehr als 20 Zentimeter schmaler als ein heutiger 3er, außerdem bleibt er 6 Zentimeter flacher.

Auch mit Sechszylinder brachte der erste 3er kaum mehr als 1,1 Tonnen auf die Waage. Dem 323i gelang es, in unter 10 Sekunden von 0 auf 100 und weiter bis 190 zur Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h zu beschleunigen. Die souveränen Fahrleistungen waren sicher nicht unwesentlich dafür, dass sich der 3er ab 1975 innerhalb kurzer Zeit zum unumstrittenen Herz der Marke entwickelt. Seitdem wurde die Baureihe um immer neue Facetten ergänzt, darunter Dauerbrenner wie der 3er Touring, aber auch vorübergehende Experimente wie der 3er Compact und der 3er Gran Turismo

50 Jahre später ist bei der BMW Group fast nichts mehr wie vor einem halben Jahrhundert, längst sind die Münchner zum weltweit erfolgreichsten Anbieter von Premium-Automobilen aufgestiegen. Undenkbar wäre diese Erfolgsgeschichte ohne die 3er-Reihe, die auch 2025 zu den meistverkauften Baureihen von BMW zählt und Jahr für Jahr hunderttausende Kunden überzeugt. Verantwortlich dafür ist die in jeder Generation gelungene, an zeitgemäße Anforderungen angepasste Interpretation des gleichen Grundrezepts: Möglichst viel Freude am Fahren mit möglichst viel Alltagsnutzen und einem fairen Preis kombinieren.

Zum 50. Geburtstag steht nächste Kapitel bereits vor der Tür – und es wird gleich ein Doppelschlag: Mit dem BMW i3 (NA0) wird der 3er einerseits als Elektroauto der Neuen Klasse weiterleben, andererseits wird es mit dem neuen BMW 3er (G50) auch einen G20-Nachfolger mit konventionellem Antrieb geben. Die Fortsetzung der Erfolgsgeschichte scheint so bereits ausgemachte Sache zu sein – und wir dürfen gespannt sein, welche Geschichten der BMW 3er in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch alles schreibt.

(Fotos: Hardy Mutschler & eigene)

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