Die Luxus-Strategie des BMW-Rivalen Mercedes wirkt sich immer deutlicher auf die Stückzahlen aus – und das nicht nur im zu erwartenden Umfang, sondern zumindest stellenweise auch viel stärker als von Verkäufern befürchtet. Beim weltweiten Absatz über alle Baureihen hinweg liegt Mercedes weit hinter BMW, auch bei den Elektroautos sind die Mercedes EQ-Modelle abgeschlagen. Mitunter war zu hören, dass dieser Trend mit der Fokussierung auf Luxus-Modelle wie die Mercedes S-Klasse und den elektrischen EQS zusammenhänge, um die hier üblicherweise viel höheren Margen zu kassieren – allerdings scheint die Nachfrage nach den edlen Topmodellen deutlich hinter den Erwartungen zurückzubleiben.
Wie die Automobilwoche (hinter Paywall) und t-online.de berichten, musste die Produktion im “Factory 56” genannten Werk Sindelfingen mangels Nachfrage reduziert werden, ab Oktober soll nur noch im Einschicht-Betrieb gearbeitet werden. Im ersten Halbjahr 2024 sei der Europa-Absatz der Mercedes S-Klasse um fast 30 Prozent eingebrochen, weltweit berichtete Mercedes von einem Rückgang im ‘Top End’-Segment um 22 Prozent. Für die letzten Wochen zitieren Automobilwoche und t-online den Vertriebschef eines großen Zulieferers mit den Worten, dass die Stückzahlen eine Katastrophe gewesen seien.
Die für das Mercedes ‘Top End’ genannte Zahl von 136.900 Einheiten lässt sich nur schwer mit BMW-Zahlen vergleichen, weil sie neben Luxus-Baureihen wie S-Klasse, EQS, GLS und G-Klasse auch Maybach und Mercedes-AMG umfasst. Würde man den Absatz der Pendants M GmbH (99.517 Einheiten im 1. Halbjahr), 7er und 8er (30.249), X7 (31.068) und Rolls-Royce (2.819) addieren, käme man auf eine erheblich größere Zahl – allerdings wären dabei manche Modelle doppelt gezählt, weil Fahrzeuge wie X7 M60i oder i7 M70 sowohl in den Kategorien X7 oder 7er als auch in den Zahlen der M GmbH enthalten sein dürften.
Insgesamt wird die Kritik an der Luxusstrategie von Daimler-Chef Ola Källenius immer lauter. Ein deutscher Verkäufer berichtet der Automobilwoche, dass er im vergangenen Herbst die letzte S-Klasse verkauft habe – und kritisiert damit auch die Preispolitik von Mercedes, denn die Luxus-Automobile werden immer teurer und finden sicher auch deshalb weniger Kunden. Sowohl im Fall der S-Klasse als auch beim elektrischen EQS gebe es Vorführwagen und extrem junge Gebrauchtwagen mit sehr hohen Rabatten, was den Verkauf von Neuwagen zusätzlich erschwere.
Sicher scheint derzeit nur: In der Luxusklasse ist derzeit viel Bewegung. Und während Mercedes mit deutlichen Rückgängen der Verkaufszahlen zu kämpfen hat, darf man in München auf steigende Nachfrage verweisen: Im ersten Halbjahr stieg der Absatz von 7er und 8er um 11,4 Prozent, die Verkaufszahlen des X7 legten um 10,7 Prozent zu und die M GmbH meldet eine Steigerung um 5,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr, das als bisher erfolgreichstes in den Büchern der Performance-Sparte steht.
(Fotos: Mercedes-Benz)