BMW 4er Cabrio Roadtrip Teil Zwei: Die fabelhafte Welt des Concorso d’Eleganza

BMW 4er, Fahrberichte, Sonstiges | 13.07.2017 von 0

Mit dem BMW 4er Cabrio Facelift erkunden wir die Bergstraßen rund um den Comer See und besuchen den glamourösen Concorso d’Eleganza an der Villa d’Este

Wir stehen staunend im schönsten Stau der Welt, gleich am Eingang der berühmten Villa d’Este in Cernobbio. Im Rückspiegel wartet ein BMW 3.0 CSL, neben uns schnaubt heiser der Achtzylinder des Traum-Roadsters 507. Das Wochenende der Superlative im Garten des Grand Hotels startet mit vorsichtiger Rangierarbeit zwischen mächtigen Autotransportern, die in der schmalen Allee mit Seeblick ihre exklusiven Schätze entladen. Eigentlich sollte es nur ein schnelles Foto vor der Villa werden, doch nun gibt es für uns kein Durchkommen mehr. Wir sind gefangen in einer Traumwelt, einen Tag vor Beginn des Concorso d’Eleganza 2017. Der Comer See im Hintergrund strahlt wie das Snapper Rocks Blue unseres BMW 4er Cabrio im Licht der Morgensonne.

„Folgt mir, es gibt noch einen anderen Ausgang“, lockt schließlich der Fahrer eines aufreizend mintgrün lackierten BMW Z3. Vorsichtig lösen wir uns aus dem allgemeinen Stillstand automobiler Zeitzeugen. „Hat irgendwie was von Alice im Wunderland“, findet Hanna und zückt einmal mehr die Kamera, als wir an einer bunt aufgereihten Selektion neuester M-Sportler in den auffälligen Sonderlackierungen von BMW Individual vorbeirollen. Am Seiteneingang des Geländes winkt der Z3-Fahrer zum Abschied und verschwindet mit seinem künftigen Klassiker im staubigen Alltagsverkehr der Seeuferstraße. Genug Concorso für heute – schließlich geht es morgen erst richtig los.

Nach dem kilometerreichen ersten Teil unseres Roadtrips verzichten wir ausnahmsweise auf den klassischen Weg von A nach B. Wer Autos liebt, möchte ohnehin gerade nirgendwo anders sein als hier in Cernobbio, darin sind wir uns völlig einig. Nur unser BMW 4er Cabrio scharrt nervös mit den Hinterrädern, als wir uns schwungvoll in die knappe Lücke des Berufsverkehrs einordnen. Der kleine Selbstzünder mit seinen stämmigen 400 Nm Drehmoment und völlig ausreichenden 190 PS würde uns ohne Tankpause vermutlich noch bis nach Rom bringen. Trotz der zügig zurückgelegten Alpenquerung des Vortages meldet der Bordcomputer ganz beiläufig einen Durchschnittsverbrauch von 6,8 Liter Diesel – ohne, dass wir den besonders vorausschauenden Eco Pro-Modus des Fahrerlebnisschalters auch nur angetastet hätten.

Euphorisiert durch den verheißungsvollen Vorgeschmack auf den morgigen Schönheitswettbewerb einigen wir uns auf eine kleine Erkundungstour der umliegenden Bergstraßen. Eng schmiegen sich Villen und Ferienhäuser an den felsigen Steilhang über dem See. Am Ufer gönnen sich die Nobelresidenzen, von denen immerhin eine George Clooney gehören soll, ausschweifende Parkanlagen. Oben am Berg hingegen ist jeder freie Meter kostbar. In zackig-spitzen und kaum einsehbaren Kehren windet sich das schmale Asphaltband den Berg hinauf, stets gesäumt von brüchigen Mauern und Hauswänden. Kurve um Kurve tasten wir uns voran, während Hanna Ausschau nach Bildmotiven hält. Um uns herum ist Vollgas der allgemeine Konsens.

Mit dem Messer zwischen den Zähnen jagen die Bewohner durch die Serpentinen. Man fährt Kleinwagen für die Wendigkeit, Abarth für den Steigungswinkel. Mit viel Gottvertrauen und unter bester Kenntnis ihrer Spiegelbreiten haben die Einheimischen hier oben eine beeindruckende Choreographie einstudiert, die keinen Platz für Fehler lässt. Gelegentlich zeugt Reifenquietschen von den Momenten, in denen es doch einmal wirklich knapp wird. Trotz ordentlicher Übersicht kommen wir in unserem 4,64 Meter langen BMW 4er Cabrio ins Schwitzen. Glücklicherweise scheint der auffällige Testwagen die Kriterien einer „Bella Macchina“ hinreichend zu erfüllen – wir werden geschont. Als wir in einer besonders engen Spitzkehre kurz zurücksetzen müssen, wartet unser Hintermann geduldig ab.

 

Irgendwann mündet der Weg in ein knorriges Waldstück. Die letzten Abarths bleiben hinter uns zurück und wir sind allein auf den verbliebenen Fragmenten von Straße unterwegs. Überreste von Kopfsteinpflaster fordern das optionale M-Sportfahrwerk des 420d, bis schließlich an einem verlassenen Gehöft auch die historischen Versuche der Straßenbefestigung ein Ende finden. Ab hier ist xDrive-Gebiet. Wir treten den Rückweg an, vor uns das Panorama des Lago di Como. Serpentine um Serpentine schrauben wir uns den Berg hinab. Zurück zum Hotel, zurück in die behütete Fabelhaftigkeit des Concorso d’Eleganza.

Concorso d’Eleganza Villa d’Este: Von bewohnten Maseratis und einem zweisitzigen Rolls-Royce

Am nächsten Morgen sind die geschlossenen Autotransporter vom Gelände der Villa d’Este verschwunden. Was bleibt ist eine für zwei Tage vereinte Autosammlung, die in ihrer Einzigartigkeit nirgendwo anders ihren Platz finden könnte, als hier im Garten des Grand Hotels. Vermögende Fans und Kenner ziehen respektvolle Kreise um die ausgestellten Fahrzeuge.

Überall werden Storys ausgetauscht, makellose Historien aufgearbeitet – und manche der Oldtimer erzählen ihre Geschichte auch einfach ganz von selbst. So wie der unrestaurierte Maserati A6G/2000 Gran Sport. Fast ein halbes Jahrhundert stand das Coupé bis zu seiner Wiederentdeckung in einer französischen Scheune; der Lack blättrig, der Fond offenbar zwischenzeitlich von Nagetieren bewohnt. Ein besonderes Bild inmitten der champagnergetränkten Makellosigkeit dieses Wettbewerbs.

 

 

Unser BMW 4er Cabrio bleibt heute in der Hotelgarage und wir erkunden das weitläufige Gelände zu Fuß. Am späten Vormittag lädt Rolls-Royce zu einer Weltpremiere in den Mosaikgarten, gleich neben der Villa. Der Rolls-Royce Sweptail soll die Tradition individueller Karosseriearbeit unter der Spirit of Ecstasy wieder aufleben lassen. Zehn Millionen Dollar habe das Einzelstück auf Phantom-Basis gekostet, raunt man unter vorgehaltener Hand. Während wilde Spekulationen über die Identität des anonymen Auftraggebers die Runde machen, ziehen wir weiter und begegnen der Studie zum neuen BMW 8er 2018, die in aller Ästhetik unter Sonnenschirmen auf ihre Serienproduktion wartet.

Irgendwann versammelt sich das Publikum an der Uferpromenade zum Schaulauf. Statt zurückhaltender Live-Musik und schwerer Parfums peitscht nun der Klang historischer Motoren durch den Park. Es riecht nach halbverbranntem Benzin, als die Schönheitskontrahenten teils widerspenstig und laut, teils unerwartet sanft ihre Runde um die Villa d’Este drehen. Am Ende dieser unwirklichen Zusammenkunft verleiht die Jury Hannas Favoritin, der wunderschönen Alfa Giulietta SS Prototipo, den begehrten “Best of Show”-Preis. Nicht, dass es überhaupt Verlierer gäbe, in der wundersamen Welt des Concorso d’Eleganza.

Im dritten Teil unseres Roadtrips verabschieden wir uns aus Italien und reisen nach München, wo uns die BMW-Welt zurück in die automobile Gegenwart holt. 

Text: Jonas Eling
Fotos: Hanna Coco
Bildbearbeitung: Benjamin Axtmann

Hier geht es zum ersten Teil unseres BMW 4er Cabrio Roadtrips
Hier geht es zum dritten Teil unseres BMW 4er Cabrio Roadtrips

 

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