BMW gründet Joint Venture mit Carbon-Spezialist SGL

BMW i | 30.10.2009 von 5

Das Thema Leichtbau spielt derzeit im Automobilbau eine große Rolle und allem Anschein nach wird sich daran auch zukünftig nichts ändern. Auch wenn die Fahrzeugmodelle …

Das Thema Leichtbau spielt derzeit im Automobilbau eine große Rolle und allem Anschein nach wird sich daran auch zukünftig nichts ändern. Auch wenn die Fahrzeugmodelle von Generation zu Generation nur sehr selten leichter werden, steckt viel Arbeit dahinter, das Gewicht nicht noch weiter ausufern zu lassen.

Die Ursachen für den stetigen Gewichtszuwachs sind vielfältig und sind mit den offensichtlichen Dingen wie zusätzlicher Sicherheit, immer mehr serienmäßiger Ausstattung und Komfort-Features sowie gewachsenen Außenmaßen noch lange nicht erschöpft. In Folge der größeren Motoren muss beispielsweise auch der Antriebsstrang immer robuster ausgelegt werden, um die mit den Jahren doch sehr  deutlich gewachsenen Drehmomente verkraften zu können.

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Den Schwarzen Peter für diese Situation allein den Autoherstellern zuschieben zu wollen, ist zwar bequem und daher naheliegend, trifft den Nagel aber nicht auf den Kopf. Denn letztlich bieten diese immer das an, wofür es einen Markt gibt. Der Markt für puristische Fahrzeuge ohne Komfort-Features ist allerdings winzig klein, weshalb immer mehr Sonderausstattungen serienmäßig verbaut werden – wer würde heute auch noch Aufpreis für elektrische Fensterheber oder Außenspiegel in einem BMW 5er bezahlen wollen?

Außerdem zeigt das Bestellverhalten der Kunden, dass selbst bei Sportmodellen wie dem BMW M3 kaum jemand tatsächlich auf Komfort verzichten will – ob elektrische Sitzverstellung, Klimaautomatik oder Schiebedach, kaum jemand möchte zu Gunsten eines niedrigeren Gewichts auf einmal liebgewonnene Features wieder verzichten.

Einer der Werkstoffe, der zur Reduktion des Gewichts besonders geeignet scheint, ist ohne Frage Carbon. Und auch wenn BMW diesen Werkstoff schon an vielen Stellen einsetzt, beispielsweise beim Dach von BMW M6 und BMW M3, hat man sich nun mit einem Carbon-Spezialisten aus den USA zusammengetan.

Die SGL Group hat schon seit Jahren Erfahrungen beim Umgang mit Carbon gesammelt und beide Unternehmen haben nun ein Joint Venture gegründet, das zu 49% BMW und zu 51% der SGL Group gehört.

Besonders interessant ist aber der Rahmen, für den das Joint Venture gegründet wurde. Nicht etwa teure Sportwagen oder ohnehin schwere Luxuslimousinen sollen davon in erster Linie profitieren, vordergründig geht es um das künftige Megacity Vehicle, das unter dem Arbeitstitel Project i derzeit erdacht wird und noch in der ersten Hälfte des kommenden Jahrzehnts auf den Markt kommen soll, wahrscheinlich dann als BMW Isetta.

Norbert Reithofer, Vorsitzender des Vorstands der BMW AG: “Dieses Joint Venture ist als klassische Win-Win-Situation ausgelegt. Wir sichern uns wegweisende Zukunftstechnologien und Rohstoffe zu wettbewerbsfähigen Konditionen, die wir für unser Megacity Vehicle benötigen. Die SGL Group gewinnt mit uns einen starken Partner im Automobilgeschäft. Mit unseren Konzepten im Rahmen des project i gehen wir neue Wege in Sachen Fahrzeugarchitektur wie auch bei Leichtbau und Werkstoffeinsatz.”

Robert Koehler, Vorsitzender des Vorstands der SGL Group: “Dieses Joint Venture mit der BMW Group ist ein Meilenstein für den Einsatz von Carbonfasern im industriellen Maßstab in der Automobilindustrie. Carbonfasern übernehmen erstmals eine wichtige Rolle in der automobilen Serienproduktion. Dies bestätigt unsere Strategie und zeigt, dass Carbonfasertechnologie in der Materialsubstitution hin zu leichteren Werkstoffen immer bedeutender wird. Dieser Werkstoff wird dazu beitragen, CO2-Emissionenzu reduzieren und Umweltressourcen zu schonen.”

Wir dürfen also davon ausgehen, dass das Thema Gewicht bei der kommenden Isetta sehr ernst genommen wird, denn üblicherweise ist der Einsatz von Carbon bei Kleinwagen aus Kostengründen eher kein Thema. Um den Verbrauch zu minimieren, ist aber auch diese Stellschraube sehr interessant. Das Joint Venture darf also durchaus als Bestätigung dafür verstanden werden, dass wir im Megacity Vehicle der BMW Group einige Carbon-Teile finden werden und können daher auf ein besonders geringes Gewicht hoffen.

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