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BMW 3er G20: Das Ende des Handschalters rückt näher

Bei Erlkönigen lohnt es sich oft, etwas genauer hinzusehen. Unser Leser Marcin hat so einen der ersten BMW 3er G20 mit manuellem Getriebe erwischt – und während der Handschalter bis vor wenigen Jahren alltägliche Normalität war, wird er bei der neuen Generation ab 2019 beinahe Exoten-Status genießen. Es ist kein Zufall, dass alle gezeigten Fahrzeuge bei der Weltpremiere in Paris mit Achtgang-Automatik ausgerüstet waren, gleiches wird schließlich auch für die große Mehrheit der Kundenfahrzeuge gelten.

Erhältlich ist das 6-Gang-Schaltgetriebe zum Marktstart lediglich für die Vierzylinder-Diesel 318d und 320d, alle anderen Modelle sind serienmäßig mit Achtgang-Automatik ausgestattet. Klar ist auch, dass viele Kunden ihren 318d oder 320d mit Automatikgetriebe bestellen werden und keinen Wert auf das puristischere Fahrgefühl eines Handschalters legen.

Ebenso klar ist aber, dass viele langjährige 3er-Kunden der Entwicklung in Richtung Automatik-Zwang wenig abgewinnen können. Während man früher bei fast allen Motorisierungen die Wahl zwischen Handschalter und Automat hatte, ist die Auswahl heute extrem überschaubar – nicht nur der Basis-Benziner 320i sortiert seine Gänge immer selbst, auch das M Performance Modell M340i kommt immer ohne Kupplungspedal. Die Option, den Gang per Schaltwippe manuell zu wählen, ist dabei für überzeugte Handschalter-Fahrer kaum mehr als ein schwacher Trost.

Fragt man die Verantwortlichen nach den Gründen der seit Jahren zu beobachtenden Entwicklung, erhält man allerdings plausible Antworten: Obwohl viele meinungsstarke Kunden nach Handschaltern verlangen, ist die reale Nachfrage in den letzten Jahren immer kleiner geworden. Selbst bei sehr sportlichen Modellen wie M2 und M3 entscheidet sich die große Mehrheit für die Automatik-Variante und verschmäht den Handschalter.

In weniger sportlich positionierten Modellen wie der 5er-Reihe sehen viele Kunden das Automatikgetriebe als eine Art Basis-Assistenzsystem. Sie wollen bei vielen Aufgaben des täglichen Fahrens entlastet werden und betrachten die Automatik dabei als nützlichen Assistenten, der ihre Fahrten angenehmer macht. Der gleiche Trend ist auch in kleineren Fahrzeugklassen immer stärker zu beobachten.

Den endgültigen Todesstoß könnte das manuelle Getriebe von zwei weiteren Entwicklungen unserer Zeit erhalten: Die immer strengeren CO2-Grenzwerte für den Flottenverbrauch zwingen Autobauer dazu, auf jedes Gramm CO2-Emission zu achten. Da die Automatik-Modelle längst sparsamer als vergleichbare Handschalter sind, spricht auch dieser Punkt gegen Kupplungspedal und Schalthebel.

Ein weiterer Punkt sind die immer leistungsfähigeren Assistenzsysteme auf dem Weg zum autonomen Fahren, denn natürlich muss ein autonom fahrendes Auto ohne Hilfe des Fahrers die Gänge wechseln können. Wie lange sich BMW vor diesen Hintergründen noch den Luxus leisten will, den wenigen tatsächlich interessierten Kunden ein manuelles Getriebe anzubieten, ist eine zunehmend spannende Frage.

Auch wenn der BMW 3er G20 zunächst als Handschalter erhältlich ist, zeigt das Beispiel der aktuellen 5er-Reihe: Manchmal kann es sehr schnell gehen. Der zunächst erhältliche 520d mit manuellem Getriebe wurde vor wenigen Monaten still und heimlich aus dem Programm genommen, seitdem rollt ausnahmslos jeder 5er mit Achtgang-Automatik vom Band. Die bittere Wahrheit für Puristen ist: Vermissen werden den Handschalter-5er nur die Allerwenigsten. Und eines Tages wird der 3er den gleichen Weg beschreiten.

(Fotos: Marcin für BimmerToday.de)

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