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BMW X7 2019: Hintergründe zum Luxus-SUV im Interview

Mit dem BMW X7 treten die Münchner in ein Segment ein, das sie bisher kampflos dem Wettbewerb überlassen haben. Dafür gab es durchaus Gründe, aber noch besser sind offenbar die Gründe für den Einstieg in den prestigeträchtigen Markt oberhalb des X5. Im Interview mit Projektleiter Dr. Jörg Wunder sind wir im Anschluss an unsere Vorab-Fahrt im BMW X7 Prototyp auf die wichtigsten Fragen rund um den bisher größten Serien-BMW aller Zeiten eingegangen, denn natürlich stellen sich gerade Menschen in Zentraleuropa bei derart großen SUV die Sinnfrage.

Dass die tatsächliche Zielgruppe eines BMW X7 manche Aspekte ganz anders bewertet und wo die Prioritäten der Entwicklung lagen, erklärt Dr. Jörg Wunder im Interview. Wir werfen dabei auch einen gemeinsamen Blick auf mögliche Varianten des Offroaders, der noch in diesem Jahr vorgestellt und Anfang 2019 seinen Marktstart feiern wird.

BimmerToday.de: Mit dem X5 hat BMW bereits ein großes und luxuriöses SUV im Programm. Was rechtfertigt die Entwicklung eines noch größeren und vermutlich auch noch schwereren Fahrzeugs?
Dr. Jörg Wunder: Wir haben mit dem X5 ein sehr überzeugendes Produkt, aber auf der Position des 7ers im SUV–Segment haben wir noch eine Lücke. Mit dem X5 haben wir ein gutes Pendant zum 5er, aber viele Kunden fragen nach noch mehr Platz, noch mehr Luxus, noch mehr Komfort. Das hat uns dazu bewogen, jetzt in das Segment des X7 einzusteigen. Das ist ausdrücklich kein noch größerer X5, sondern ein 7er im SUV-Segment. Mit den gleichen Eigenschaften: komfortables Reisen und hoher Langstreckenkomfort, aber auch die Sportlichkeit, die unsere Marke auszeichnet.

BimmerToday.de: Können Sie schon etwas zu den Abmessungen sagen? Wie deutlich knackt der X7 die Fünf-Meter-Marke?
Dr. Jörg Wunder: Er wird über fünf Metern liegen, er wird auch über 5,10 Meter liegen. Genaue Daten geben wir zum jetzigen Zeitpunkt der Entwicklung aber noch nicht bekannt.

BimmerToday.de: Das ist ein stattliches Maß. Können Sie auch schon etwas zum Gewicht sagen, das aus diesem Format resultiert?
Dr. Jörg Wunder: Die genauen Daten legen wir auch in dieser Frage noch nicht offen, aber wir haben natürlich unsere Zielwerte. Das Leergewicht wird sich im Bereich von 2,3 Tonnen bewegen. Damit liegen wir über dem X5, aber im gleichen Bereich wie unsere Wettbewerber.

BimmerToday.de: Wie passt dieses Segment mit seinen Abmessungen und seinem Gewicht zur aktuellen Debatte um CO2-Emissionen und die Verpflichtungen zur Reduzierung des Flottenverbrauchs?
Dr. Jörg Wunder: Natürlich versuchen wir auch in diesem Segment, das Auto so effizient wie möglich zu machen. Wir nutzen die aus anderen Modellen bekannte Technik wie Start-Stopp-Funktion, Rekuperation, rollwiderstandsreduzierte Reifen und dergleichen. Wir versuchen also alles, um das große Gewicht zu kompensieren und werden ein im Wettbewerbsumfeld konkurrenzfähiges Angebot haben. Unser Ziel in Punkto Effizienz ist eigentlich die Benchmark zu setzen.

BimmerToday.de: Wird es auch einen Plug-in-Hybrid oder einen rein elektrischen iX7 geben oder bleibt es bei den konventionell angetriebenen Modellen?
Dr. Jörg Wunder: Zum Produktionsstart Ende des Jahres werden wir einen kleinen und einen großen Sechszylinder-Diesel sowie zwei Benziner anbieten, einen Sechs- und einen Achtzylinder. Was wir darüber hinaus im Lauf des Produkt-Lebenszyklus noch anbieten werden, hängt auch sehr stark von den Kundenwünschen ab, die sehr marktspezifisch sind. Hier sind die Märkte USA, China und Europa sehr unterschiedlich und darauf werden wir entsprechend reagieren.

BimmerToday.de: Bleiben wir gleich bei den wichtigsten Märkten. Man denkt hier zunächst an die USA, China, den arabischen Raum und Russland. Haben wir da etwas vergessen?
Dr. Jörg Wunder: Dem ist wenig hinzuzufügen, das sind schon unsere wichtigsten Märkte. Allein aufgrund der Dimensionen ist ein X7 für Länder prädestiniert, die vom Platz her weniger eingeschränkt sind als Europa. Europa ist schon mit einem X5 teilweise schwierig zu bedienen, weil zum Beispiel Parkhäuser oft nicht für solche Dimensionen ausgelegt sind. In den USA und den anderen genannten Märkten haben wir dieses Problem eher nicht, da ist ein X7 im Straßenbild ein von der Größe her eher unauffälliges Fahrzeug.

BimmerToday.de: Worauf genau lag der Fokus der Entwicklung, um eine spürbare Unterscheidung zum X5 zu realisieren? Mit dem erlebbaren Luxus, dem Platzangebot, den Fahrleistungen oder auch der Geländegängigkeit scheinen uns hier gleich mehrere Möglichkeiten plausibel.
Dr. Jörg Wunder: Das Ziel war, keinen langen X5 zu entwickeln, das war immer unser Fokus. Wir wollten mit dem Fahrzeug in das 7er-Segment, und hier zählen zum einen Reisekomfort, Abrollkomfort, Akustikkomfort und das sogenannte Cocooning: Der Kunde soll sich im Fahrzeug zu Hause und geborgen fühlen. Im Gegensatz zu einer Limousine kommt bei einem SUV natürlich eine gewisse Geländegängigkeit hinzu, was wir dank der Zweiachs-Luftfederung und der damit erhöhten Bodenfreiheit auch bieten können. Wir kommen so in Bereiche, wo eine Limousine niemals hinkommen wird und wo auch das eine oder andere SUV nicht hinkommt. Die Ziele sind also Offroadtauglichkeit, Langstreckentauglichkeit und hoher Fahrkomfort, auch Sportlichkeit. Man kann das Fahrzeug sehr sportlich bewegen, aber man könnte sich auch außerhalb der befestigten Straßen bis zu einem gewissen Grad fortbewegen. Ein typisches Einsatzgebiet wäre das Haus am See oder eine Berghütte, die man dann tatsächlich mit dem Auto erreichen kann.

BimmerToday.de: Die BMW-typische Sportlichkeit ist sicherlich nicht die erste Eigenschaft, die man mit einem derart großen SUV verbindet. Mit welchen Features wollen Sie das hohe Gewicht und die Abmessungen kaschieren?
Dr. Jörg Wunder: Die wichtigste Rolle spielt hier die Hinterachslenkung, die wir erstmals auch im SUV-Segment anbieten werden. Das reduziert den Wendekreis bei niedrigen Geschwindigkeiten deutlich. Bei höheren Geschwindigkeiten lenkt die Hinterachslenkung nicht mehr entgegen, sondern mit den Vorderrädern. Das führt insgesamt zu mehr Leichtfüßigkeit und sorgt dafür, dass sich unser großes Auto fast wie ein Kompaktwagen fährt. Auch die aktive Wankstabilisierung hilft dabei, die durch den hohen Schwerpunkt vorhandenen Wankneigungen deutlich zu reduzieren und das Fahrverhalten zu verbessern. Mit diesen Features kann man dieses große Fahrzeug mit dem etwas höheren Schwerpunkt doch sehr sportlich bewegen. Auch auf Landstraßen merkt man die Größe des Fahrzeuges nicht. Dazu kommt die sehr präzise Lenkung, die dafür sorgt, dass sich der X7 immer wie ein typischer BMW fährt.

BimmerToday.de: Welche Rolle spielt dabei die Zweiachs-Luftferung, die ja bisher nur im 7er serienmäßig verbaut wird?
Dr. Jörg Wunder: Die Zweiachs-Luftferung hilft uns natürlich dabei, die Komfort-Ziele zu erreichen. Sie leistet einen sehr großen Beitrag, die Aufbauschwingungen zu bedämpfen und den Abrollkomfort in einen Bereich zu bringen, den man ohne Zweiachs-Luftfederung eher schwierig erreichen würde.

BimmerToday.de: Der 5er hat allerdings schon in vielen Vergleichstests gezeigt, dass man auch ohne Luftfederung mindestens so viel Komfort wie Wettbewerber mit Luftfederung bieten kann…
Dr. Jörg Wunder: Ja, der 5er kann das, er hat aber auch ganz andere Gewichts- und Dimensions-Randbedingungen. Sein Schwerpunkt und die ungefederten Massen sind deutlich niedriger, daher kann man dort auch ohne Luftfederung sehr gut arbeiten.

BimmerToday.de: Wie wichtig sind den Kunden die vorhin erwähnten Offroad-Fähigkeiten in der Praxis? Die meisten SUV werden ja zumindest aus europäischer Sicht in Großstädten bewegt…
Dr. Jörg Wunder: Das ist so ähnlich wie mit einer 0-auf-100-Zeit: Man kann es machen, aber man nutzt es nicht ständig. Man kann sicherlich prognostizieren, dass die meisten Kunden so ein luxuriöses Fahrzeug nie in einem Offroad-Gelände bewegen werden. Auf Märkten wie Saudi-Arabien, Australien oder Teilen der USA, wo es nur bedingt geteerte Straßen gibt, spielt das Thema aber durchaus eine größere Rolle.

BimmerToday.de: Die insgesamt wichtigere Fähigkeit ist dann aber doch das Platzangebot in der dritten Reihe?
Dr. Jörg Wunder: Natürlich, ja. Das Fahrzeug bietet in der zweiten, aber auch in der dritten Reihe sehr viel Platz. Auch dort ist Langstreckenkomfort vorhanden. Ich selbst bin über längere Strecken in der dritten Reihe gefahren, ohne irgendwelche Einschränkungen. Natürlich wird das Fahrzeug in den meisten Fällen in der ersten und zweiten Sitzreihe belegt sein, aber man muss sich nicht einschränken, falls man mal die Großeltern in der 2. Sitzreihe oder andere Passagiere mitnehmen möchte.

BimmerToday.de: Kann man bei bestimmten Aspekten sagen, dass sie einem X5-Kunden nicht wichtig sind, während sie für einen X7-Kunden von Bedeutung sind?
Dr. Jörg Wunder: Es gibt auf jeden Fall Themen, die X5-Kunden weniger wichtig sind als X7-Kunden. Dazu zählen der nochmals gesteigerte Fahrkomfort, das Cocooning und das Platzangebot. Wir bieten zwar im aktuellen X5 auch eine dritte Sitzreihe an, die über gewisse Distanzen auch sehr tauglich ist, aber der X7 ist ein Fahrzeug mit drei tatsächlich vollwertigen Sitzreihen, was schon ein Unterschied ist. Gerade in Ländern wie den USA ist der damit verbundene Reisekomfort auf Langstrecken sehr wichtig, weil die gefahrenen Distanzen oft ganz andere sind als in Europa.

BimmerToday.de: Gibt es Beispiele für spezielle Features, die für Sie direkt mit dem erlebbaren Luxus im BMW X7 zusammenhängen?
Dr. Jörg Wunder: Ja, die gibt es durchaus. Wir bieten zum Beispiel optional zwei Einzelsitze in der zweiten Reihe an, die sehr weich und sehr bequem das Gefühl von Luxus vermitteln. Wir haben außerdem immer ein Panorama-Glasdach und einen Glasdeckel über der dritten Sitzreihe verbaut, weshalb es auch im hinteren Bereich immer sehr luftig, hell und geräumig zugeht.

BimmerToday.de: Derzeit befindet sich bei der BMW Group noch ein weiteres Fahrzeug in der finalen Entwicklungsphase, das sogar noch mehr Tarnfolie benötigt als der X7. Wie grenzt sich der X7 vom Rolls-Royce Cullinan ab, sind die Zielgruppen hier nochmals relevant verschieden?
Dr. Jörg Wunder: Ich kann nur wenig zum Cullinan sagen, weil es ein ganz anderes Projekt ist. Aber generell legen Rolls-Royce-Kunden auf andere Themen Wert als BMW-Kunden und ich vertraue der Unternehmensstrategie, dass man nicht mit zwei Fahrzeugen die gleiche Zielgruppe bedienen will.

BimmerToday.de: Vielen Dank für das informative Gespräch!

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