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BMW 128ti F40: Interview mit Projektleiter Armin Hultzsch

Alter Name trifft neues Konzept: Der neue BMW 128ti belebt nicht nur das berühmte “ti”-Kürzel wieder, er startet auch als erster konsequent sportlich positionierter BMW mit reinem Frontantrieb. Vor einigen Tagen konnten wir den 265 PS starken Hot Hatch bereits leicht getarnt auf dem Nürburgring ausprobieren. Ob sich sportliche “Freude am Fahren” auch mit den Vorderrädern übertragen lässt, lesen Sie hier im Vorab-Fahrbericht.

Vor unseren Runden auf der Nordschleife, hatten wir in der Werkstatt des BMW M Testcenter Nürburg die Gelegenheit zu einem exklusiven Interview mit Armin Hultzsch. Mit dem Projektleiter des BMW 128ti sprechen wir über die Positionierung im bunten Segment der Hot Hatches, über Herausforderungen bei der Entwicklung und warum der neue Einstiegs-Sportler ohne ein manuelles Schaltgetriebe auskommt.

BimmerToday.de: Mit dem BMW 128ti erwecken Sie ein legendäres Kürzel wieder zu neuem Leben, erinnern an historische Fahrzeuge wie den BMW 2002 ti und verzichten dazu bewusst auf das „M“ im Namen. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Armin Hultzsch: Wenn man in das heutige 1er Portfolio schaut, finden wir auf der einen Seite den 120d und ab November auch den 120i. Auf der anderen Seite steht der BMW M135i xDrive als Topmodell. Da findet sich sowohl von der Leistung als auch von der preislichen Positionierung eine prima Lücke, die wir mit dem 128ti füllen können. Hier ist definitiv noch Platz für eine sehr sportliche Variante unterhalb des Topmodells!

BimmerToday.de: Das Segment der sportlichen Fronttriebler in der Kompaktklasse ist ja bereits sehr vielfältig besetzt und reicht vom Einstiegs-Sportler bis zum ernsthaften Tracktool. Wollen Sie sich mit dem 128ti an der Jagd nach Rundenzeiten beteiligen oder wo sehen Sie das Fahrzeug in diesem Umfeld?
Armin Hultzsch: Wir sehen das Fahrzeug auf jeden Fall als ein stimmiges Angebot in diesem Segment, als die BMW Antwort auf einen „Hot Hatch“. Wir haben uns natürlich alle Wettbewerber während der Entwicklung angeschaut und man kann glaube ich ohne Neid sagen, dass unsere Wettbewerber spannende Fahrzeuge bauen. Wir haben aber keines gefunden, bei dem wir gesagt haben: „Ok, das wäre jetzt ein BMW Ansatz.“ Unser Gesamtpaket ist unique, mit einem sehr eigenen Charakter in diesem Segment. Wir wollen puristischen, „analogen“ Fahrspaß bieten. Der Jagd nach schnellen Rundenzeiten steht da natürlich nichts im Wege.

BimmerToday.de: Welche Zielgruppe möchten Sie mit dem BMW 128ti ansprechen?
Armin Hultzsch: Wenn ich in unseren BMW Kundenkreis schaue, sind das auf jeden Fall junge und jung gebliebene BMW Fans. Genauso aber auch Kunden aus dem Hot Hatch Segment, für die die Marke BMW bislang noch nicht relevant war. Gestern hatten wir die englischen Journalistenkollegen hier, denen das Segment sehr geläufig ist. Die haben das Thema sofort verstanden und uns das Feedback gegeben, dass der 128ti ein ernstzunehmender Spieler in diesem Bereich ist.

BimmerToday.de: Der 128ti ist der erste wirklich sportlich positionierte BMW mit reinem Frontantrieb. Was war die Herausforderung bei der Entwicklung?
Armin Hultzsch: Ich würde nicht sagen, dass der BMW 128ti der erste sportliche BMW mit Frontantrieb ist – das bildet der 1er heute schon ab. Aber mit Sicherheit ist er der beste, den wir bislang dargestellt haben. Natürlich gibt es auf der einen Seite Herausforderungen in der Physik: Wie gehe ich mit den spezifischen Eigenschaften des Frontantriebs um, wenn ich einen echten, leistungsstarken BMW darstellen möchte? Auf der anderen Seite gibt es emotionale Herausforderungen. Da liegt die Frage auf der Hand, ob wir mit einem Antriebskonzept, das für BMW nicht so selbstverständlich ist wie der Hinterradantrieb, diese zugespitzte, fahraktive Positionierung glaubhaft darstellen können. Auch im Management hat es da an der einen oder anderen Stelle Diskussionen gegeben. Sie haben es heute schon auf der Landstraße erlebt und werden es nachher noch auf dem Nürburgring erfahren: der Schalter im Kopf legt sich in dem Moment um, in dem man das Auto fährt. Dann stellt man fest: diese Positionierung ist tatsächlich gelungen.

BimmerToday.de: Was sprach denn konkret gegen die Übernahme von xDrive? Sie haben im direkten Motorenportfolio den 120d und den M135i mit xDrive. Warum wurde das Konzept für den 128ti nicht übernommen?
Armin Hultzsch: Wir wollten bewusst einen eigenständigen, anderen Charakter schärfen. Hier ist zum Beispiel der Gewichtsvorteil von rund 80 Kilogramm, den der reine Frontantrieb gegenüber dem Allradantrieb hat, ein spürbares Element. Das trägt zur Leichtfüßigkeit, Agilität und „Frechheit“ bei, die der 128ti mitbringt.

BimmerToday.de: Das Konzept von „turismo internazionale“ verspricht ein sportliches Fahrerlebnis und gleichzeitig Alltagskomfort. Dazu würden ja eigentlich adaptive Dämpfer sehr gut passen. Warum werden die für den 128ti nicht angeboten?
Armin Hultzsch: Wir haben das ohne ein adaptives System so appliziert, dass der BMW 128ti sowohl den Aspekt der Sportlichkeit als auch den des Alltagskomforts abdecken kann. Ich bin den Wagen selbst in einem frühen Entwicklungsstadium ein Wochenende lang auf der Langstrecke gefahren und ich war positiv überrascht, dass man das Auto sehr wohl komfortabel, aber auf einem Handlingkurs eben auch wirklich sportlich bewegen kann.

BimmerToday.de: Warum wird für den 128ti kein manuelles Schaltgetriebe, sondern nur die 8-Gang-Automatik angeboten?
Armin Hultzsch: Der Trend ist hier klar: die allermeisten Kunden entscheiden sich heute für die 8-Gang Steptronic und die Handschalter werden in vielen Märkten nur gering nachgefragt. So sehen wir den Handschalter – so leid es dem ein oder anderen tut – nicht mehr als das Konzept der Zukunft, speziell was die Motorleistungen am oberen Ende angeht. Wir wollten hier ein Package schnüren, das wir auf den Punkt bringen und haben uns ganz bewusst gegen eine Varianz entschieden.

BimmerToday.de: Beim nominellen Vorgänger gab es zu einem späteren Zeitpunkt noch eine tii Variante. Können wir in Zukunft mit noch stärkeren Fronttrieblern rechnen?
Armin Hultzsch: Die Frage stellt auch der eine oder andere BMW Kollege. Das werden wir uns in Ruhe anschauen und Sie erfahren es mit als erstes, wenn wir das machen.

BimmerToday.de: Vielen Dank für das Gespräch!

Interview: Jonas Eling
Fotos: Bernhard Limberger

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