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BMW i3 94Ah 2016: Interview mit Projektleiter Andreas Feist

Andreas Feist, BMW Group

Vor rund zweieinhalb Jahren feierte der BMW i3 seine Weltpremiere und wir durften ihn in Amsterdam erstmals bewegen. Damals hatten wir auch die Gelegenheit, uns ausführlich mit Projektleiter Andreas Feist zu unterhalten und veröffentlichten im Anschluss gleich drei Interviews zu den Themenkomplexen Carbon, Elektromobilität und Range Extender sowie Sicherheit und Preis. Einige der damals besprochenen Themen gehören heute zum Grundwissen vieler Autofahrer, die sich bereits intensiver mit den Stärken und Schwächen eines Elektroautos befasst oder sich bereits selbst ein entsprechendes Fahrzeug zugelegt haben.

Anlässlich der Premiere des BMW i3 94Ah (zum Fahrbericht) hatten wir nun erneut die Gelegenheit, uns mit Andreas Feist über das Elektroauto von BMW i zu unterhalten. Im Fokus stehen dieses Mal unter anderem die bisherigen Verkaufszahlen und Erwartungen für die Zukunft, die staatliche Kaufprämie und ihr möglicher Effekt auf den Absatz, das Tesla Model 3 als möglicher Wettbewerber und natürlich der neue Akku, der die Reichweite auf bis zu 300 Kilometer steigert.

BimmerToday.de: Seit der Premiere des BMW i3 vor zweieinhalb Jahren haben Sie viele Erfahrungen mit dem Fahrzeug gesammelt und sicherlich auch schon viele Rückmeldungen von Kunden erhalten. Entsprechen die Verkaufszahlen und das Feedback Ihren Erwartungen oder gab es hierbei größere Überraschungen?
Andreas Feist: Überraschungen gibt es eigentlich überhaupt nicht, wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung der letzten zweieinhalb Jahre. Wir wissen und wussten natürlich, dass es beim Thema Elektromobilität Berührungsängste gibt und dass wir dabei einen langen Weg vor uns haben. Die Auftragseingänge ziehen jetzt nochmal an, denn die höhere Reichweite nimmt vielen Kunden weltweit ihre Bedenken. Es war immer unser Ziel, dass wir Fortschritte in der Zell- und Batterieentwicklung auch weitergeben können und ich glaube es ist ein ordentliches Wort, nun nach zweieinhalb Jahren 50 Prozent mehr Reichweite liefern zu können.
Und auch was die von uns angenommenen Use-Cases angeht, haben sich unsere Erwartungen eigentlich bestätigt. So ist zum Beispiel beim Aufladen das von uns erwartete Szenario eingetreten, dass die meisten Kunden ihren BMW i3 an der ganz gewöhnlichen Schuko-Steckdose aufladen.

BimmerToday.de: Wie viele Kunden greifen denn zum Range Extender, entspricht auch dieser Anteil Ihren Erwartungen?
Andreas Feist: Wir sind damals davon ausgegangen, das ungefähr 50 Prozent der Kunden den Range Extender bestellen und das ist weltweit betrachtet auch so gekommen. Durch die nun angebotene größere Reichweite gehen wir natürlich davon aus, dass der Mut steigt und weniger Kunden zum Range Extender greifen werden. Übrigens wird der BMW i3 mit Range Extender wie erwartet nicht als Plug-in-Hybrid “missbraucht”, der Verbrenner arbeitet auch hier während höchstens zehn Prozent der Fahrzeit.

BimmerToday.de: Den neuen 94Ah-Akku gibt es für einen moderaten Aufpreis von 1.200 Euro, rechnen Sie dann eigentlich noch mit einem relevanten Anteil für den bisherigen 60Ah-Akku?
Andreas Feist: Bei diesem günstigen Angebot, bei dem viele mit mehr Aufpreis gerechnet haben, gehen wir schon davon aus, dass die große Mehrheit der Kunden den 94Ah-Akku bestellen wird. Wir haben beide Varianten im Angebot, weil einige Kundengruppen auch mit dem 60Ah-Akku gut leben können, aber für die Mehrheit dürfte der 94Ah-Akku die attraktivere Option darstellen.

BimmerToday.de: Also wird der 60Ah-Akku früher oder später aus dem Programm genommen?
Andreas Feist: Wir werden beobachten, wie sich die Nachfrage entwickelt und dann werden wir entscheiden, wie lange wir ihn noch anbieten und ob wir ihn irgendwann aus dem Programm nehmen.

BimmerToday.de: In Deutschland gibt es seit kurzem eine staatliche Kaufprämie für Elektroautos und Plug-in-Hybride, erhoffen Sie sich davon einen größeren Effekt für den Absatz des BMW i3?
Andreas Feist: Das betrifft natürlich nur den deutschen Markt, auf dem es aber scheinbar einen zusätzlichen Effekt bringt. Ich glaube allerdings nicht, dass dieser Effekt so groß ist, wie manche annehmen. Ich denke, es braucht schon eine gewisse Grundüberzeugung zum Thema Elektromobilität und wir gehen davon aus, dass die gesteigerte Reichweite mit dem 94Ah-Akku für viele Kunden ein deutlich größeres Argument darstellt als die Kaufprämie. Wir sehen zum Beispiel auch in Norwegen, wo es keine Veränderungen hinsichtlich der staatlichen Förderung gegeben hat, eine deutlich wachsende Nachfrage mit dem Angebot des BMW i3 94Ah.

BimmerToday.de: Seit dem Marktstart wurden etwas mehr als 50.000 Einheiten des BMW i3 verkauft, rechnen Sie für die nächsten zweieinhalb Jahre mit einem größeren Wert?
Andreas Feist: Das ist natürlich unsere Hoffnung, denn wir wollen weiter am Wachstum in diesem Segment partizipieren. Aber es kommen natürlich auch immer mehr Wettbewerber auf den Markt, was prinzipiell eine gute Sache ist. Die ganze Technologie braucht Wettbewerb, um sich weiter zu entwickeln.

BimmerToday.de: Zählen Sie auch das Tesla Model 3 zu den Wettbewerbern des BMW i3?
Andreas Feist: Selbstverständlich. Das ist zwar sicherlich eine andere Fahrzeugklasse, aber natürlich ist das Tesla Model 3 als Elektroauto ein Wettbewerber für uns. Mit der Zeit wird sich sicherlich herausstellen, wo das Gros der Marktzukunft eines elektrisch betriebenen Autos liegt. Es wird immer Leute geben, die einen rein elektrischen Sportwagen präferieren, es wird urbane Gegebenheiten mit Vorteilen für kompakte und wendige Elektroautos geben und vielleicht wird sich in Zukunft auch in der Mittelklasse ein entsprechender Markt herauskristallisieren.

BimmerToday.de: Wie sehen Sie den BMW i3 94Ah im Vergleich zum Tesla Model 3 aufgestellt?
Andreas Feist: Nach wie vor gut, denn wir müssen uns weder beim Innenraum-Angebot noch bei der Fahr-Performance verstecken. Das Tesla Model 3 ist ja auch noch kein Kunde gefahren und die konkreten Daten des Fahrzeugs sind aus meiner Sicht noch abzuwarten. Das wird mit Sicherheit kein schlechtes Fahrzeug, aber verstecken müssen wir uns ganz sicher nicht.

BimmerToday.de: Unter dem Stichwort “Retrofit” bieten Sie auch eine Nachrüst-Lösung für alle Bestandskunden an, die ihren BMW i3 gerne mit dem neuen Akku ausrüsten wollen. Für 7.000 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer ist das allerdings nicht günstig, erwarten Sie dennoch eine relevante Nachfrage?
Andreas Feist: Die Kalkulation für das Retrofit-Programm basiert auf üblichen Marktpreisen für gebrauchte Batterien für stationäre Zweit-Anwendungen (Battery 2nd use). Die Herstellkosten der neuen Batterie können durch den Erlös der gebrauchten Batterie nur teilweise kompensiert werden. Zusätzlich sind Transport- und Entwicklungskosten zu tragen. Die Kosten für den Austausch der Batterie beim BMW i3 entsprechen daher auch ungefähr den Kosten für den Austausch eines Verbrennungsmotors im Rahmen des Tauschteile-Programms. Wir haben seitens der Kunden zahlreiche Anfragen erhalten. Aktuell sammeln wir noch die Anfragen und starten im Herbst mit ersten Umrüstungen.

BimmerToday.de: Das nun eingeführte Batterie-Update für den BMW i3 ist kein klassisches Facelift, optisch hat sich ja abgesehen von der neuen Farbe Protonic Blue nichts getan. Wird es später auch noch ein Facelift mit Umfängen, wie wir sie von anderen BMW-Modellpflegen kennen, geben?
Andreas Feist: Es gibt natürlich auch beim BMW i3 die übliche Weiterentwicklung, das ist ganz klar. Wir werden alle Aspekte des Fahrzeugs, also neben der Hochvolt-Technik auch das Design oder beispielsweise die LED-Scheinwerfer, weiter vorantreiben.

BimmerToday.de: Ist bei BMW i in diesem Kontext mit ähnlichen Lebenszyklen wie bei den konventionellen AG-Modellen zu rechnen?
Andreas Feist: Sie merken ja schon, dass wir da etwas kürzere Abstände einführen. Die Batterie-Zellen haben sich innerhalb von 2,5 Jahren auf das heutige Niveau entwickelt und bieten 50 Prozent mehr Reichweite. Wir werden uns da auch in Zukunft an den Technologie-Veränderungen orientieren und dann ein passendes Produkt-Angebot auf den Markt bringen. Wir unterliegen da ganz klar einer anderen Dynamik als die Kollegen, die sich in erster Linie mit den konventionell angetriebenen Modellen befassen.

BimmerToday.de: Gerade bei der Dynamik scheint BMW i allerdings ein wenig ins Stocken geraten zu sein, denn nach dem Doppelschlag mit i3 und i8 scheint für die nähere Zukunft – vor dem BMW iNext im Jahr 2021 – keine größere Neuheit geplant zu sein?
Andreas Feist: BMW i beschränkt sich ja nicht nur auf i3 und i8, wir machen mit iPerformance auch gerade einen Riesen-Transfer in die Kernflotte und reagieren damit auf das weltweite Wachstum des Plug-in-Hybrid-Segments. Wir versuchen natürlich, die mit i3 und i8 geschaffene Grundtechnologie nun in möglichst vielen anderen Baureihen den Kunden zugänglich zu machen. Und natürlich haben wir für 2018 auch noch den BMW i8 Spyder angekündigt, der als offenes Elektroauto sicher auch ein ganz spezielles Fahrerlebnis bieten wird.

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