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BMW 2er Active Tourer: xDrive-Technik für UKL-BMW im Detail

Mit dem BMW 2er Active Tourer F45 bringen die Münchner nicht nur ihren ersten Van und ihr erstes Fahrzeug mit Frontantrieb auf die Straße, die Modelle BMW 225i xDrive (zum Fahrbericht) und 220d xDrive liefern auch eine völlig neue Technik hinter dem seit vielen Jahren bekannten BMW xDrive-Schriftzug.

Wir haben uns mit dem Leiter Gesamtfahrwerksabstimmung Klaus Huber unterhalten und sind im Interview etwas genauer auf die Technik eingegangen, die in den xDrive-Modellen auf Basis der BMW UKL-Architektur für deutlich gesteigerte Traktion bei kaum erhöhtem Verbrauch sorgen soll.

BimmerToday.de: Der Name xDrive steht seit Jahren für Allradantrieb bei BMW, im Fall des neuen BMW 2er Active Tourer handelt es sich aber um einen technisch neuen Ansatz. Wie unterscheidet sich xDrive im 2er Active Tourer von xDrive in anderen Baureihen?
Klaus Huber: Natürlich gibt es da einige Unterschiede, die sich schon konzeptionell aus der Architektur ableiten. Es handelt sich beim 2er Active Tourer bekanntlich um ein Frontantriebs-Konzept, der Allrad ist also ein sogenanntes hang-on-rear-Konzept. An der Hinterachse haben wir eine Haldex-Kupplung neuester Generation implementiert und können die Hinterachse dadurch hinzukoppeln.

BimmerToday.de: Gibt es bei dieser prinzipiell auch von anderen Herstellern genutzten Technik auch BMW-spezifische Aspekte?
Spezifisch ist die BMW-typische Abstimmung und Auslegung, denn wir können mit xDrive durchaus heckbetont fahren – eine Kraftverteilung von mindestens 50/50 ist überhaupt kein Problem, wenn es der Reibwert zulässt ist auch eine leicht hecklastige Kraftverteilung möglich.
Die Regelstrategie fahren wir in Abhängigkeit vom gewählten Fahrmodus. Wenn sie mit voll aktiviertem DSC im Normalbetrieb unterwegs sind, fahren Sie nach dem bei uns ‘Efficient 4×4’ genannten Prinzip – beispielsweise bei normaler Fahrt mit 60 km/h mit Blick auf CO2-Emissionen und Verbrauch mit reinem Frontantrieb. Der xDrive kommt in Abhängigkeit von der Fahrsituation hinzu, beispielsweise bei Schlupf an der Vorderachse oder ab einer gewissen Querbeschleunigung. In den Modi Dynamic Traction Control (DTC) und DSC OFF fahren Sie immer mit xDrive, dann haben Sie also ständig Allradantrieb.

BimmerToday.de: Kann xDrive im BMW 2er Active Tourer auch Kraft an die Hinterräder schicken, bevor die Vorderräder Traktionsprobleme bekommen?
Ja, dank der elektrohydraulischen Kupplung können wir die Kupplung in bestimmten Situationen bereits schließen, bevor die Vorderräder durchdrehen. In der Praxis machen wir das beispielsweise beim Anfahren oder bei einer starken Lastanforderung, die voraussichtlich für eine Überlastung der Vorderräder sorgt.

BimmerToday.de: Sorgt der Allradantrieb wie in anderen Baureihen für einen relevanten Mehrverbrauch?
Wir haben den Mehrverbrauch bestmöglich eingeschränkt. Zusätzlich zum Efficient 4×4 haben wir die Planschverluste im Hinterachsgetriebe minimiert und haben es so geschafft, dass sie bei normaler Fahrweise so gut wie keinen Mehrverbrauch gegenüber dem frontgetriebenen Modell haben. Dazu trägt auch bei, dass wir mit xDrive nur 61 Kilogramm Mehrgewicht im Auto haben. Obwohl Sie also praktisch keine Mehrbelastung beim Verbrauch haben, genießen Sie in manchen Situationen deutlich mehr Traktion und Fahrstabilität bei niedrigen Reibwerten, etwa bei Nässe oder Schnee und Eis.

BimmerToday.de: Wie haben Sie das geringe Mehrgewicht im Vergleich zum reinen Fronttriebler realisiert?
Der Allradantrieb xDrive war im Package des BMW 2er Active Tourer von Anfang an vorgesehen. Das Auto wird daher nicht höher und hat auch nicht weniger Kofferraum, aber natürlich eine andere Hinterachse. Auch der Hinterachsträger ist anders gestaltet, um das Getriebe aufnehmen zu können. Die Gelenkwelle nach hinten haben wir von Anfang an vorgehalten. Vorne haben wir im Wesentlichen die PTU (Power Transmission Unit), die den Kraftfluss nach hinten leitet.

BimmerToday.de: Kann die Kraft auch radselektiv verteilt werden?
Wir können natürlich einzelne Räder abbremsen, was beispielsweise im Fall des kurveninneren Rades für ein zusätzliches Einlenkmoment sorgt. Das Rad, welches auf höherem Reibwert steht, wird dabei immer bevorzugt. Wenn das Auto beginnen würde zu untersteuern oder bei anderen instabilen Fahrzuständen arbeiten wir mit gezielten, radselektiven Bremseingriffen an beiden Achsen – das machen wir allerdings beim Fronttriebler praktisch genauso wie beim Allradmodell.

Herr Huber, wir bedanken uns für das informative Gespräch!

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