Kaum eine BMW-Neuheit der letzten Jahre wird mit so großer Spannung erwartet wie die Neue Klasse, die in Form des BMW iX3 (NA5) im März 2026 ihren Marktstart feiert. Wir durften schon jetzt für einen ersten Fahrbericht ans Steuer des BMW iX3 50 xDrive und konnten das Elektro-SUV sowohl auf spanischen Landstraßen und Autobahnen als auch auf der Rennstrecke von Ascari erfahren. Für die Entwickler des Fahrzeugs war die Neue Klasse ohne Frage eine Mammutaufgabe, denn die Zielstellung war von Anfang an klar: iX3 & Co. sollen technisch eine ganze Generation überspringen und schon jetzt zeigen, was eigentlich erst ein paar Jahre später Stand der Technik geworden wäre.
Da verwundert es nicht, dass sich auch die Designer ein paar Besonderheiten erlauben durften, die wir bisher bei BMW nicht kannten und die schon vor dem Einsteigen zeigen, dass mit der „Neuen Klasse“ ein neues Kapitel aufgeschlagen wird: Wer sich dem BMW iX3 von vorn nähert, wird von einer wahren Lightshow begrüßt und die Türgriffe treten erst dann aus den Türen hervor, wenn sie tatsächlich gebraucht werden. Weitaus größer sind allerdings die Unterschiede nach dem Einsteigen, denn im Cockpit mit iDrive X und Panoramic Vision ist wahrlich kein Stein auf dem anderen geblieben.
Was wir statisch bereits ausführlich dokumentiert und gemeinsam mit dem iDrive-Verantwortlichen Dr. Jörn Freyer diskutiert haben, konnten wir nun erstmals auch dynamisch erleben. Doch was im Stand nach Revolution aussieht, wird in Fahrt erstaunlich schnell zur Selbstverständlichkeit: Beim Einstellen der Sitzposition ist das Lenkrad noch ungewohnt weit unten platziert und der Blick auf das Panoramic Vision Display am Fuß der Frontscheibe ungewohnt, doch scho nach wenigen Metern wirkt die neue Hauptanzeige für den Fahrer vollkommen vertraut – und im Kopf taucht früher oder später die Frage auf, wieso BMW die Anzeigen für Geschwindigkeit & Co. erst jetzt an dieser Stelle platziert hat.
Das eigentliche Head-up-Display wirkt oberhalb der Panoramic-Anzeigen mehr oder weniger redundant, der bisher klare Vorteil der ins direkte Blickfeld projizierten Infos ist zusammengeschrumpft: Weil sich die Straße und der Verkehr auch beim kurzen Blick auf das Panoramic Vision-Display weiter im peripheren Sichtfeld befinden, wird das HUD von der Beinahe-Pflicht zur gut verzichtbaren Option. Vergleichsweise unauffällig erledigt das große Infotainment-Display seinen Job, das für die Steuerung vieler Funktionen der erste Anlaufpunkt sein wird.
Rein fahrerisch trägt die neue Position von Display und Lenkrad seinen Teil zu einem geänderten Fahrgefühl bei, das dennoch typisch BMW bleibt: Wer bisher einen BMW gefahren ist, wird sich auch in der Neuen Klasse auf Anhieb wie im Wohnzimmer eines Bekannten fühlen, bei dem trotz neuer Möbel vieles sehr vertraut wirkt. . für das die Technik an Bord des BMW iX3 aber noch weitaus wichtiger ist.
Typisch für die Marke ist auch die grundlegende Fahrwerksabstimmung, bei der die direkte Anbindung wie üblich wichtiger als maximaler Komfort bei Querfugen und anderen Anregungen ist. So gibt sich der BMW iX3 keineswegs unkomfortabel, aber doch verbindlich-straff und angenehm direkt. Dank der ausgeglichenen Gewichtsverteilung, des tiefen Schwerpunkts, der prinzipiell hecklastigen Kraftverteilung und natürlich des Heart of Joy lässt sich die Neue Klasse auch als iX3 50 – und somit ohne M im Namen – sehr dynamisch bewegen: Das Elektro-SUV lenkt agil ein und setzt auch ambitionierte Fahrerwünsche scheinbar mühelos um.
Grundlegend anders als beim direkten Vorgänger und auch im Vergleich zu vielen anderen Elektroautos verhält sich der BMW iX3 beim Thema Reichweite: Das riesige Akku-Paket mit 108,7 Kilowattstunden nutzbarer Kapazität und der effiziente Antrieb sorgen gemeinsam dafür, dass die bisher in vielen Köpfen präsente Reichweiten-Angst wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten wirkt. Da sich der iX3 auch in der Realität mühelos mit deutlich unter 20 kWh auf 100 Kilometer bewegen lässt, sind auch Praxis-Reichweiten jenseits der 600 Kilometer problemlos machbar. Naturgemäß bleibt der Realverbrauch eine von Fahrstil, Strecke und Witterung beeinflusste Variaber, aber der enorme Fortschritt im Vergleich zur bisherigen Gen5 ist unter vergleichbaren Bedingungen nicht zu leugnen.
Auf der Rennstrecke von Ascari ist der Verbrauch naturgemäß wesentlich höher, aber diese Suche nach dem Minimalverbrauch steht beim dynamischen Tanz zwischen den Pylonen sicher nicht im Vordergrund. Was hingegen deutlich wird: Die Neue Klasse fährt sich wie ein echter BMW und vermittelt auch ohne die typische Geräuschkulisse eines Verbrenners jede Menge Freude am Fahren. Für sportliche Fahrer präsentiert sich die Michelin Pilot Sport EV-Bereifung dabei als gute Wahl, die einen gelungenen Kompromiss aus Traktion und Effizienz findet.
Für all jene, die den Schritt vom Verbrenner zum Elektroauto bisher nicht gewagt haben, könnten die Karten mit der Neuen Klasse tatsächlich neu gemischt werden: So überzeugend wie hier war noch kein anderes Elektroauto von BMW, denn obwohl Bestseller wie iX1 und i5 ohne Frage gelungene Gesamtpakete sind, können sie das Thema Reichweiten-Angst doch nie ganz hinter sich lassen. Dass Teile der für iX3 & Co. entwickelten Technik künftig auch für Verbrenner angeboten werden sollen, schmälert die Attraktivität der neuen Generation von Elektroautos nur für eingefleischte Verbrenner-Fans.
