Im Alltag unzähliger Kunden steigern die Soft-Close-Türen diverser hochwertiger BMW-Modelle den Komfort beim Ein- und Aussteigen, denn das elektrische Zuziehen auf den letzten Millimetern erspart das kräftige Zuziehen und stellt sicher, dass die Türen wirklich immer komplett geschlossen sind. Die Kehrseite der Medaille ist, dass die Türen auch dann mit der Kraft eines Elektromotors zugezogen werden, wenn sich einmal etwas zwischen der Tür und ihrem Rahmen befindet. Genau das ist einem amerikanischen Kunden bereits im Jahr 2016 passiert, dessen BMW X5 der Generation E70 die Fahrertür im Parkhaus zugezogen hat.
Dummerweise war in diesem Moment der rechte Daumen des Fahrers im Weg, wurde eingeklemmt und dabei so schwer verletzt, dass die Fingerkuppe nicht gerettet werden konnte. Es folgte ein jahrelanger Rechtsstreit, dessen Urteil nun von einer Jury gefällt wurde: Wie carcomplaints.com berichtet, forderte der selbständige Software-Entwickler insgesamt 3 Millionen Dollar Schadensersatz. BMW argumentierte, dass die Soft-Close-Türen genau wie vorgesehen und im Handbuch beschrieben funktioniert haben, weshalb der Unfall nicht von BMW zu verantworten sei. Die Anwälte argumentierten auch, dass schon der gesunde Menschenverstand nahelege, keine Finger oder andere Körperteile zwischen sich schließende Türen zu halten.
Die Jury folgte der “Common Sense”-Argumentation allerdings nicht und kam stattdessen zu dem Ergebnis, dass dem Kläger trotz oder gerade wegen des technisch einwandfrei funktionierenden Systems 800.000 US-Dollar für die bereits erlittenen Schmerzen, weitere 850.000 US-Dollar für die noch zu erwartenden Leiden sowie 255.000 US-Dollar für Verdienstausfälle zustehen. Die in Summe zu zahlenden 1,9 Millionen Dollar entsprechen umgerechnet rund 1,65 Millionen Euro.
Der Kläger argumentierte dabei auch damit, dass BMW auf die etwa bei elektrischen Fensterhebern übliche Integration eines Einklemmschutzes verzichtet habe und die Verletzungen deshalb mehr oder weniger bewusst in Kauf genommen habe. Versuche von BMW, in dem seit Jahren schwelenden Fall gegen das Jury-Urteil vorzugehen, wurden nun endgültig abgewiesen.
