Autokartell: Daimler-Chef Zetsche kritisiert Medien-Berichterstattung

News | 27.10.2017 von 14

Daimler-Chef Dieter Zetsche hat in einem Interview die Medien-Berichterstattung zu den Kartellvorwürfen der letzten Monate kritisiert.

Die Kartellvorwürfe gegen deutsche Autobauer halten die Wirtschaftsteile der Tageszeitungen im Bann. Was ist nun dran an den mutmaßlichen Absprachen, die manche Medien bereits zum größten Wirtschaftsskandal seit dem zweiten Weltkrieg erklärten? Für Dieter Zetsche scheint unterm Strich nicht viel übrig zu bleiben: “Die Tatsache, dass wir hier gemeldet haben, hat überhaupt nichts damit zu tun, wie wir den Fall einschätzen”, so der Daimler-Chef im Interview mit dem Handelsblatt.

Gut, dass der Antrag auf Kronzeugenregelung nun dem ein oder anderen nun doch wie ein Schuldeingeständnis vorkommen könnte, liegt irgendwie auf der Hand. Zetsche leugnet auch nicht, dass es unter den Autobauern tatsächlich Absprachen gab, doch sei es dabei um Fragen gegangen, “die am Ende des Tages den Kunden nützen, weil sie Effizienzen erzeugen, die letztlich dann auch Produkte für alle effizienter und erschwinglicher machen.”

Symbolbild

Von illegalen Preisabsprachen und ähnlichem will der Daimler-Chef nichts wissen, verweist jedoch auf die aktuellen Voruntersuchungen der EU-Kommission: “Ob es dort irgendwelche Bereiche gab, in denen die Situation nicht so glasklar ist, wird zurzeit überprüft.” Das klingt allerdings weniger nach dem größten Wirtschaftsskandal seit dem Krieg, als nach Unsicherheit auf allen Seiten. Die Autobauer – unter ihnen auch BMW – scheinen schlichtweg nicht zu wissen, ob ihre Absprachen an manchen Stellen rechtliche Grenzen überschritten haben – und die EU-Kommission überlegt noch, ob es tatsächlich etwas zu ermitteln gibt.

Mit Blick auf die unklare Situation kritisiert Dieter Zetsche die Rolle der Medien beim Autokartell: “Wenn dort auf der einen Seite der größte Skandal seit dem Zweiten Weltkrieg ausgerufen wird und auf der anderen Seite zwei Jahre, seit dieses Thema auf dem Tisch liegt, noch keine Meinungsbildung entstehen konnte, ob es sich lohnt, ein Verfahren zu dem Thema zu eröffnen, dann ist ja eine gewisse Diskrepanz vorhanden”.

Bleibt weiterhin die Frage offen, ob sich die Kartellvorwürfe am Ende einfach in Luft auflösen, oder ob die deutschen Autobauer tatsächlich in einen handfesten Skandal geraten sind. Eine Antwort kann nur die EU-Kommission liefern – wenn die Vorermittlungen, in deren Zuge in der vergangenen Woche auch ein Besuch bei BMW in München erfolgte, endlich abgeschlossen sind.

Quelle: DPA via Automobilwoche

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