Fahrbericht & Rückblick: Der BMW 320i Automatik E90 Pre-Facelift

BMW 3er | 8.03.2010 von 9

Ein Vierzylinder, kein Sportfahrwerk, keine Sportsitze, kein Leder – Keine Eigenschaften, die man einem normalerweise mit einem BMW 3er verbinden würde. Doch er fährt trotzdem …

Ein Vierzylinder, kein Sportfahrwerk, keine Sportsitze, kein Leder – Keine Eigenschaften, die man einem normalerweise mit einem BMW 3er verbinden würde. Doch er fährt trotzdem sportlich. Gute Gene sind eben unverkennbar.

Der von uns gefahrene BMW 320i mit Automatikgetriebe stammt noch aus der Zeit vor dem Facelift des E90 und ist dementsprechend nicht auf dem aktuell zu erwerbenden Stand. 320i? Das ist doch der kleine Sechszylinder? So war es viele Jahre lang, aber seit der Baureihe E90 arbeitet unter der Haube ein Vierzylinder. Ob dieser genauso überzeugen kann, wird sich im Testverlauf zeigen. Ob ein 3er BMW mit Vierzylinder, ohne Sportfahrwerk und Sportler-Dress trotzdem ein echter BMW ist, wollen wir nun herausfinden.

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Fahrverhalten
Das Fahrverhalten des BMW ist sehr gutmütig ausgelegt. Das Test-Fahrzeug ist mit dem Serienfahrwerk ausgestattet, welches komfortabler federt als das optionale Sportfahrwerk für 390 Euro. Einzig das kurzatmige Ein- und Ausfedern sind zu bemängeln. Trotzdem lässt es sich selbst bei forcierter Gangart nicht aus der Ruhe bringen und lässt nur geringe Wankbewegungen der Karosserie zu. Das Fahrwerk wirkt sogar unterfordert mit dem etwas schwachbrüstigen Motor, auch wenn die Komfortorientierung natürlich dafür sorgt, dass sich Sportfahrer gelegentlich noch etwas mehr Dynamik erhoffen. Durch die serienmäßigen Runflat-Reifen wirkt das Abrollen der Reifen etwas hölzern, außerdem reagieren sie auf Längsfugen mit starker Unruhe oder im Extremfall sogar einem Versetzen der Hinterachse. Im Alltagsverkehr fällt der Unterschied zu normalen Reifen allerdings kaum ins Gewicht.

Motor & Getriebe
Unter der Haube der schwarzen Limousine erwartet man zuerst einen Sechszylinder. BMW typisch in Reihe, aber im BMW 320i arbeitet ‘nur’ ein 2-Liter Vierzylinder mit 150 PS. Er wird per Start-Knopf gestartet und verfällt nach einem leichten Gasstoß in einen Flüster-Leerlauf. Allerdings wirkt der Motor, vor allem bei Autobahntempo, überfordert mit dem 1,4 Tonnen des BMW. Über 100 km/h zieht der Motor nur noch zäh hoch und baut kaum Druck auf. Von Elastizität kann zumindest subjektiv kaum gesprochen werden, denn bei normalem Autobahntempo gestalten sich Überholmanöver teilweise quälend langsam. Die Spitzenleistung kann aber trotz der verbesserungswürdigen Beschleunigungswerte überzeugen. Der Motor hält sich akustisch bei allen Geschwindigkeiten zurück und ist eine Ausgeburt an Laufruhe. Zumindest hier steht er den Sechszylindern von BMW kaum nach, nur im Stillstand ist ein leichtes Vibrieren zu vernehmen.

Der Testwagen ist mit einer 6-Gang Automatik ausgestattet, die im normalen Verkehr uneingeschränkt überzeugen kann, da sie immer den richtigen Gang bereit hält und die Schaltvorgänge sehr gut verschleift. Selbstverständlich darf man bei 150 PS keine Wunderdinge in Sachen Elastizität erwarten, aber das ist natürlich nicht die Schuld des Automatikgetriebes. Dieses reagiert auf starke Gas-Stöße oder gar einen Kick-down mit kurzer Verwirrung, bis es dann den perfekten Gang einlegt. Das Getriebe verfügt über eine manuelle Schaltgasse, welche es ermöglicht, durch Drücken und Ziehen des Schalthebels manuell Gänge zu wechseln. Es reagiert auf entsprechende Impulse sehr direkt, schaltet aber trotz manuellem Modus kurz vor dem Begrenzer automatisch hoch.

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Qualität & Innenraum
Der Innenraum des BMW ist wie gewohnt sauber verarbeitet, die Materialien wirken optisch und haptisch hochwertig, stellvertretend sie hier das aufgeschäumte Armaturenbrett genannt. Nur die Aluminium-Zierleisten können mit den restlichen Materialien nicht mithalten. Die Ablagemöglichkeiten sind im (beinahe) überstylten Cockpit jedoch gering. Das Lederlenkrad besitzt einen sehr dicken Lenkradkranz, liegt aber gut in der Hand. Es ist in Längs- und Hochachse verstellbar, die Multifunktionstasten gut erreichbar. Das I-Drive ist entgegen der landläufigen Meinung gut bedienbar, nur die Symbolik des Navigationssystem ist schwer verständlich. Die verbauten Sitze bieten einen großen Verstellbereich und guten Sitzkomfort, der Seitenhalt stellt sportliche Fahrer allerdings nicht zufrieden.

Kosten & Umwelt
Der von uns gefahrene BMW 320i stammt aus dem ersten Baujahr 2005, besitzt allerdings dennoch keine Kinderkrankheiten. Der reale Durchschnittsverbrauch liegt mit 9 bis 10 Litern allerdings deutlich höher, als man es mittlerweile von BMW gewohnt ist! Leider waren in den ersten Baujahren die Maßnahmen des EfficientDynamic-Pakets noch Zukunftsmusik, einzig ein serienmäßiger Start-Stopp-Knopf ist an Bord, hat aber naturgemäß keine Auswirkungen auf den Verbrauch.

Fazit
Der BMW 320iA ist ein zuverlässiges Auto, welches für den alltäglichen Gebrauch mehr als nur ausreichend ist, sportorientierte Fahrer sollten sich allerdings lieber einen der kräftigen und kaum durstigeren Sechszylinder zulegen. Das Auto ist sehr gut verarbeitet und auch für Langstrecken hervorragend geeignet. Die Automatik arbeitet sauber, das Fahrwerk ist auf alle Lebenslagen vorbereitet. Nur die Runflat-Reifen können nicht überzeugen. Trotzdem können wir sagen, dass auch dieser 3er ein „echter“ BMW ist, auch wenn der Motor die Schwachstelle darstellt.

Ein Vierzylinder, kein Sportfahrwerk, keine Sportsitze, kein Leder.

Keine Eigenschaften, die man einem 3er anrechen würde.

Doch er fährt trotzdem sportlich.

Gute Gene sind halt unverkennbar.

Wir testen heute einen BMW 3er. Genaugenommen einen 320ia.

320i? Das ist doch der kleine Sechszylinder?

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