20 Jahre BMW Alpina B10 V8 E39: Jubiläum in Buchloe

BMW 5er | 31.01.2017 von 47

Bis zum überraschenden Erscheinen des BMW M5 E39 auf der IAA 1997 war der gediegene BMW Alpina B10 V8 E39 der Meister unter den 5ern. …

Bis zum überraschenden Erscheinen des BMW M5 E39 auf der IAA 1997 war der gediegene BMW Alpina B10 V8 E39 der Meister unter den 5ern. Nun wird die bärenstarke und unauffällige Limousine aus Buchloe 20 Jahre alt. Ihre Serienproduktion begann im Januar 1997 und wurde mit insgesamt zwei Modellüberarbeitungen bis 2002 fortgeführt. Das Erbe trat danach der B10 V8S mit auf 4,8 Liter Hubraum vergrößertem V8-Motor an.

Als BMW 540i mit Steptronic und Alpina-spezifischen Vorbereitungen im Werk Dingolfing produziert, kamen die Fahrzeuge nach Buchloe um dort die Verwandlung zum B10 V8 zu erhalten. Dabei wurde das Fahrzeug grundlegend modifiziert und ein in vielerlei Hinsicht neues Auto geschaffen. Im Kern steht der Antrieb: Der bei BMW M62 genannte Achtzylinder erhielt durch Anpassungen von Bohrung (93 mm) und Hub (85 mm) eine Hubraumerhöhung auf 4.619 ccm und trägt bei Alpina den Code F3.

Beim Zylinderkopf werden wie beim Sportmotorenbau üblich die Ventilsitze geändert, Kanäle bearbeitet und der Einlaßquerschnitt um drei Prozent erhöht. Die Nockenwellen haben einen Öffnungswinkel von 241 Grad am Einlass und 236 Grad am Auslass. An der Kurbelwelle werden gewichtsoptimierte Sinterpleuel und leichte Aluminiumkolben von Mahle eingesetzt. Die Verdichtung wird auf 10,5:1 erhöht. Die Motorsteuerung stammt von Bosch und ist vom Typ Motronic M5.2.1. Die maximale Motordrehzahl kann durch die Hardware-Maßnahmen auf 6.700/min erhöht werden. Über die zweiflutige Abgasanlage von Boysen mit insgesamt sechs Metallkatalysatoren von Emitec werden die effektiv reduzierten Emissionen abgeführt.

Der BMW Alpina B10 V8 bleibt unter den damaligen Grenzwerten der EU II-Norm und hielt sogar die D3-Norm ein. Damit bekam das Fahrzeug Vergünstigungen bei der Kfz-Steuer. Der Lohn des Aufwandes gipfelt in 340 PS bei 5.700/min und 470 Nm bei 3800/min. Die mittlere Kolbengeschwindigkeit beträgt 16,2 m/s und der effektive Mitteldruck, der die Effizienz eines Verbrennungsmotor definiert, 12,8 bar – auch bei der Konkurrenzbetrachtung ein hervorragender Wert. Der Besitzer eines BMW 540i musste sich zum selben Zeitpunkt übrigens mit “lediglich” 286 PS und 420 Nm zufrieden geben. Das Motorölvolumen von 7,5 Litern ist übrigens identisch mit dem der M62-Varianten (535i und 540i).

Den Alpina B10 V8 vom Typ E39 gab es anders als seinen Vorgänger B10 4.6 E34 nur als Automatikvariante zu bestellen. Die ZF Fünfstufen-Automatikgetriebe 5HP24 wieß neu programierte Schaltprogramme und die Switch-Tronic Schaltung auf. Damit lassen sich die eingelegten Fahrstufen über Knöpfe auf der Rückseite des Lenkrad verändern – nichts anderes als ein Vorläufer der heutzutage verbreiteten Schaltwippen.

Die Bremsanlage und das Aluminiumfahrwerk erhielten ebenfalls Modifikationen. Die Federhärte wurde um 20 Prozent erhöht. Die Tieferlegung mit 20 Millimetern fiel moderat aus. Eine Spezialität von Alpina sind die großen Leichtmetallräder mit 20 Speichen. An der Vorderachse werden 8 Zoll breite Felgen mit ET 20 im 18 Zoll Format montiert, an der Hinterachse sogar die 9-Zoll-Breite mit ET 24. Ein besonderer Clou dieser von der Firma Ronal gefertigen Alpina Classic Felgen: Hinter dem abschließbaren Raddeckel befindet sich von außen unsichtbar das Ventil zum Einstellen des Reifenluftdrucks.

Traditionell setzt Alpina bei seinen Modellen Reifen von Michelin ein. 1997 wurde das damals bei sportlichen Fahrzeugen bewährte Modell Pilot SX MXX3 mit den Maßen 235/40 R 18 und 265/35 R 18 auf die Felgen gezogen. Optional konnte der zukünftige B10 V8-Fahrer für 1.500 DM auch zweiteilige Alpina-Felgen bestellen, bei denen der Radstern und die Felgen an sich mit 20 Titanschrauben verbunden sind. Diese Räder stammten vom Zulieferer BBS. Neben den großen Rädern ist ein weiteres optisches Unterscheidungsmerkmal vom Serien-5er der dezente Frontspoiler. Optional wurde bei der B10 V8 Limousine auch ein Heckflügel montiert, der den Auftrieb bei 180 km/h um 72 Prozent reduziert.

Die Kombination aus mächtigem V8-Triebwerk, kürzer übersetztem Hinterachsgetriebe (3.15:1) und dem geringeren Fahrzeugewicht von 1.660 Kilogramm nach DIN-Norm ermöglicht beeindruckende Fahrleistungen. Im Prospekt wurde die Höchstgeschwindigkeit gönnerhaft mit “über 275 km/h” angegeben. Eingetragen ist beim BMW Alpina B10 V8 der ersten Serie eine Vmax von 277 km/h. Die Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 ist in 5,9 Sekunden erledigt. Natürlich muss hier der 540i sowohl mit 6-Gang-Handschaltung als auch mit dem Automatikgetriebe passen: 6,2 Sekunden respektive 6,4 Sekunden und stets bei 250 km/h aberegelt. Nur bei der Tachoeinheit übertreibt der ab 119.980 DM erhältliche B10 ein wenig, denn die Skalierung von 330 km/h reizt er auch bei kilometerlanger Bergabfahrt nicht aus.

Die automobile Fachpresse war seinerzeit begeistert von der Buchloeschen Interpretation eines schnellen BMW 5er. So betitelte die Auto Zeitung ihren Test mit “Allgäuer Auslese”. Auto Motor und Sport beschrieb den B10 mit “Faktor Zehn”, Auto Bild wegen der exzellenten Hochgeschwindigkeitseigenschaften als “Stahllight Express” und Auto Forum sprach sogar vom “Bayrischen Saphir”. Die Verbrauchswerte wurden unisono – den überlegenden Fahreigenschaften gerecht werdend – als angemessen angesehen. Nach EG-Norm verbraucht das Fahrzeug im Durchschnitt 14,3 l/100 km Super Plus. In der Stadt genehmigt sich der F3-Motor 21,5 l/100 km, auf der Landstraße 10,2 l/100 km.

Die Serienausstattung des BMW Alpina B10 war ordentlich, aber nicht üppig. So gehört eine Klimaautomatik, die edle Wurzelholzausstattung “Rüster Maser”, Sportsitze mit dunkelanthrazitfarbenem Stoffbezug und blaugrünen Streifen, acht Airbags, die Dynamische Stabilitäts-Control DSC III und selbstverständlich das versilberte Alpina-Typenschild mit Produktionsnummer serienmäßig an Bord. Helles Xenonlicht, die Sonderlackierung in Alpina Blau Metallic oder eine der möglichen Lederausstattungen wie Montana, Nappa, Buffalo, Lavalina oder Alcantara kosteten stets Aufpreis.

Für den B10 V8 der ersten Serie erhielt Alpina 490 Bestellungen für die Limousine und 82 für den Touring. Mit dem Einsatz der Motorenbasis M62TU (Variable Nockenwellensteuerung VANOS) stieg die Motorleistung des ab Oktober 1998 F4 bezeichneten Motors um 7 PS und das Drehmoment um 10 Nm. Das Differential erhielt ebenfalls eine Anpassung auf 3.08:1. Die Höchstgeschwindigkeit verbessert sich geringfügig auf 279 km/h. Äußerlich lassen sich die überarbeiteten 5er durch geringfügig veränderte Außenspiegel erkennen. Bis Juli 2000 wurden insgesamt 364 Limousinen und 122 Touring gebaut.

Im September 2000 gab es beim B10 V8 wegen der Anpassung der Abgasnorm auf EU III-Norm ein weiteres Update. Die Motorleistung des F4 blieb hier unverändert, allerdings verbesserte sich die Beschleunigungsleistung auf 5,5 Sekunden von 0 bis 100 km/h. Von der dritten Variante wurden bis Anfang 2002 207 Limousinen und 44 Touring verkauft. Für die nachfolgende Zeit gab es dann den bereits erwähnten, 375 PS starken und 510 Newtonmeter kräftigen, sportlicher gemachten B10 V8S mit F5-Motor (145 und 43 Fahrzeuge). Parallel zum B10 V8 bot ALPINA auch Versionen mit sechs Zylindern an: Auf Basis des BMW 528i den B10 3.2 (194 und 72 Stück) bzw. B10 3.3 (240 und 70 Einheiten) und auf Grundlage des BMW 530d den ersten ALPINA-Diesel, den D10 BITURBO mit innovativer Turboaufladung (145 und 94 Exemplare).

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