ADAC-Skandal: Wo bleibt eigentlich die Süddeutsche-Gegendarstellung?

Sonstiges | 11.02.2014 von 63

Der ADAC selbst hat gestern per Presseerklärung mitgeteilt, was die Prüfer von Deloitte ermittelt haben. Bei der Wahl zum Lieblingsauto der Deutschen wurde nicht nur …

Der ADAC selbst hat gestern per Presseerklärung mitgeteilt, was die Prüfer von Deloitte ermittelt haben. Bei der Wahl zum Lieblingsauto der Deutschen wurde nicht nur – wie bereits seit Wochen bekannt – die Zahl der Stimmen drastisch erhöht, auch die Reihenfolge der Sieger wurde manipuliert.

Als erste erfuhr die Süddeutsche Zeitung von der neuen Dimension des ADAC-Skandals und titelte am 6. Februar: “ADAC begünstigte BMW” – ohne Konjunktiv, ohne Fragezeichen, schlicht als Tatsache. Andere Medien folgten im Stundentakt: Beim Spiegel war “ADAC schummelte offenbar BMW in Siegerliste” als Überschrift zu lesen, die Zeit brachte ihren Artikel unter den dicken Lettern “ADAC bevorzugte BMW“, der Focus urteilte ähnlich schnell und sensationssicher “ADAC mogelte 5er BMW im Ranking nach vorne“. Harte Worte angesichts einer dünnen Quellenlage, die man aus heutiger Sicht zumindest als unvollständig bezeichnen muss.

ADAC-BMW-Bevorzugung-Ueberschriften
Übersicht: Die Berichterstattung vom 6. Februar 2014, Screenshot vom 11. Februar 2014

Die Botschaft dabei war stets klar und unmissverständlich: Die Bayerischen Motorenwerke wurden von Deutschlands größtem Automobilclub bevorzugt, so mancher Leser witterte sofort Bestechung und einen “gekauften Erfolg” seitens BMW. Wobei die Frage schon erlaubt sein muss, warum sich BMW einen fünften Platz kaufen sollte, schließlich ist dieser kaum mit großen Ehren verbunden.

Seit gestern ist klar: Statt den fünften Platz auf unfaire Art und Weise “gewonnen” zu haben, wurde BMW der zweite Rang für den 3er schlicht und ergreifend geraubt. Stattdessen bevorzugt: Audi A3, Mercedes A-Klasse und Skoda Octavia. Diese Fakten sind seit Montag Nachmittag bekannt – und wir fragen uns: Wo bleiben eigentlich die Gegendarstellungen mit ähnlich reißerischen Überschriften wie im Fall des vermeintlichen Betrugs von BMW?

Und ja, es gibt sie: Die Braunschweiger Zeitung schreibt tatsächlich “ADAC bevorzugte Audi – BMW benachteiligt“. Doch wie berichten die Süddeutsche und ihr Enthüller Hans Leyendecker? “Mit Vollgas gegen die Wand” lautet die treffende Überschrift, aber BMW wird im ganzen Artikel mit keiner Silbe erwähnt – obwohl der Artikel ähnlich lang ist wie der Aufreger vom 6. Februar.

Auch der Spiegel berichtet vom Rücktritt des ADAC-Präsdienten Peter Meyer, wohlgemerkt eine Reaktion auf die heutige Bestätigung von Manipulationen. Der vor wenigen Tagen an den Pranger gestellte Automobilkonzern aus München wird auch hier mit keiner Silbe erwähnt. Positiver Lichtblick: Beim Focus wird ausführlich über das Ausmaß des Skandals berichtet und auch die Benachteiligung der 3er-Reihe ausführlich thematisiert.

Natürlich kann sich die Süddeutsche nun hinter einem Aspekt verstecken, der sich nicht wegdiskutieren lässt: Ja, der BMW 5er wurde von Rang 7 auf Rang 5 gehoben. Und dennoch: Die damit einhergehende Berichterstattung stellte neben dem ADAC auch BMW an den Pranger, was sich im Nachhinein nur als großer Irrtum – oder weniger freundlich formuliert als schwerer Fehler – bezeichnen lässt. Eigentlich wäre nach einem solchen Fehler zumindest ein leises Wort der Entschuldigung angebracht, oder?

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