BMW 4er Cabrio F33: Projektleiter Martin Schweinhuber im Interview

BMW 4er | 28.01.2014 von 32

Anlässlich der Premiere des BMW 435i Cabrio F33 in Las Vegas hatten wir nicht nur Gelegenheit, selbst einige Eindrücke am Steuer des offenen 4er zu …

Anlässlich der Premiere des BMW 435i Cabrio F33 in Las Vegas hatten wir nicht nur Gelegenheit, selbst einige Eindrücke am Steuer des offenen 4er zu sammeln. Um auch einige Hintergrund-Infos zu bekommen, haben wir uns mit Projektleiter Martin Schweinhuber zusammengesetzt und mit ihm über die neue Generation des Mittelklasse-Cabrios gesprochen.

Unter anderem haben wir uns dabei mit den Gründen für das letztlich gewählte Metall-Klappdach und gegen ein Stoffdach befasst, einen Blick auf die wichtigsten Märkte und die beliebtesten Motorisierungen geworfen und auch ein paar Andeutungen zu künftigen Erweiterungen der Motorenpalette erhalten.

BMW-4er-Cabrio-F33-Interview-Martin-Schweinhuber-Projektleiter

BimmerToday.de: Wir durften heute das erste BMW 4er Cabrio fahren, obwohl es schon seit vielen Jahren Mittelklasse-Cabrios von BMW gibt. Wie kommt es zum neuen Namen?
Martin Schweinhuber: BMW hat mit der 6er-Reihe begonnen, Coupé und Cabrio stärker von Limousine und Touring zu differenzieren. Bei der 4er-Reihe haben wir das in logischer Konsequenz fortgesetzt, wobei neben dem neuen Namen natürlich auch mehr Produktsubstanz drinsteckt. Coupé und Cabrio zeigen mehr Präsenz und bieten in jeder Hinsicht etwas mehr als ein 3er.

BimmerToday.de: Bei 6er und 2er gibt es äußerlich eine sehr starke Differenzierung, im 4er sehen viele Fans doch eher ein 3er Cabrio als eine eigene Baureihe. Gibt es hierfür einen speziellen Grund?
Wir wollen mit dem 4er schon die 3er-typischen Werte transportieren. Von Charakteristika wie der Doppel-Niere und den Doppel-Rundscheinwerfern wollen wir auch nicht weg, aber der 4er ist gerade in den Proportionen schon sehr eigenständig. Das Coupé und das Cabrio waren noch nie so stark von der Limousine differenziert wie jetzt, beide sind deutlich flacher und breiter. Auch bei der Technik gibt es große Unterschiede, unter anderem durch mehr Spurweite und andere Achsen.

BimmerToday.de: Sie haben schon von der Produktsubstanz gesprochen, aber gerade im Innenraum ist der Unterschied zum 3er so gut wie nicht erlebbar. Woran erkennt der Kunde, dass er nicht in einem 3er sitzt?
Das 3er-Cockpit ist ja nicht schlecht – Ergonomie und Fahrerorientierung überzeugen aus unserer Sicht. Wir haben aber schon einige Details gesetzt, unter anderem mit der Zweifarbigkeit in bestimmten Ausstattungsvarianten oder den Türverkleidungen. Wir haben den Innenraum aus unserer Sicht durchaus optimiert und vervollständigt. Die fahrerorientierte Instrumententafel der 3er-Reihe bietet ansonsten eigentlich alles, was wir brauchen – sie passt sehr gut zu Coupé und Cabrio.

BimmerToday.de: Die 6er-Reihe ist deutlich luxuriöser als der 5er positioniert, beim 2er steht die Sportlichkeit im Fokus. Wo lässt sich der 4er in dieser Hinsicht einsortieren?
Wenn wir beim Cabrio bleiben, geht es vor allem um das Design und die etwas komfortablere Fahrwerksabstimmung, wobei die Fahrdynamik dennoch eine wichtige Rolle spielt – mit dem adaptiven Fahrwerk und dem M Sportfahrwerk haben unsere Kunden die Möglichkeit, das zu ihren Vorstellungen passende Fahrwerk zu wählen.

BimmerToday.de: Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zum Wettbewerb ist natürlich das Stahl-Klappdach, das auch der Vorgänger schon hatte. Manche Cabrio-Fans bevorzugen Stoffdächer, aber wie fiel das Kundenfeedback auf das Stahldach beim Vorgänger unterm Strich aus?
Das Feedback beim Vorgänger war so gut, dass wir uns wieder für ein Stahldach entschieden haben. Über die Marktforschung und die Resonanz der Kunden war für uns klar, dass wir wieder ein Stahldach machen. Dazu kommt, dass es sehr gut ins Portfolio von BMW passt: Das 1er Cabrio und das 6er Cabrio werden mit Stoffdach angeboten, dazu bieten wir 4er und Z4 mit Stahldach. Wir bieten alles für den Kunden, er kann sich bei uns zwischen verschiedenen Varianten entscheiden. Das Stahldach bietet auch von der Funktionalität her einfach mehr als ein Stoffdach: Wenn Sie geschlossen fahren, fährt es sich akustisch wie ein Coupé. Auch wenn ein Cabrio mit Stoffdach natürlich nicht unsicher ist, bietet das Stahl-Klappdach vielen Kunden subjektiv ein Gefühl von mehr Sicherheit. Funktional haben wir wenige Nachteile, kaum eingeschränkten Gepäckraum und auch beim Design schränkt uns das Stahldach nicht ein.

BimmerToday.de: Das Kofferraumvolumen kann aber nur dann ähnlich groß sein, wenn das Dach geschlossen ist. Wie verhält es sich mit Dach im Kofferraum?
Wenn das Dach geschlossen ist, ist das Volumen ähnlich groß wie beim Wettbewerb. Aber auch wenn wir es öffnen, bleiben 220 Liter. Dank der neuen Beladehilfe haben wir auch zu den Zugang zum Kofferraum verbessert, weshalb aus unserer Sicht auf jeden Fall genügend Platz für den Alltag vorhanden ist.

BimmerToday.de: Das Thema Leichtbau spielt heute eine immer wichtigere Rolle. Wie kommt es da, dass wir weiterhin über ein Klappdach aus Stahl sprechen – was spricht gegen leichtere Metalle wie Aluminium?
Das von uns gewünschte Design mit dieser Präzision in der Ausführung lässt sich nur mit Stahl realisieren. Wir haben uns natürlich auch Aluminium angesehen, aber dann hätten wir ein anderes Design wählen und insofern Abstriche machen müssen.

BimmerToday.de: Kann man sagen, wie viel Mehrgewicht das Stahldach im Vergleich zu einem Stoffdach bringt?
Das ist schwierig zu sagen. Wir haben 230 Kilogramm Mehrgewicht gegenüber dem Coupé, beim 1er Cabrio haben wir etwa 140 Kilogramm Mehrgewicht. Insofern hätten wir eine Differenz von 90 Kilogramm, aber natürlich muss man hier auch die Auswirkungen des längeren Radstands auf die Karosseriestruktur und Aspekte wie den gurtintegrierten Sitz berücksichtigen. Insofern bleibt ein Wert um die 70 Kilogramm, der auf das Konto des Stahldachs geht.

BimmerToday.de: Die Motorenpalette umfasst im Moment noch nicht wahnsinnig viele Optionen. Welche Entwicklung ist hier in den nächsten Monaten zu erwarten?
Wir starten mit 420d, 428i und 435i, wobei der 428i auch mit xDrive erhältlich sein wird. Im Sommer folgen weitere xDrive-Varianten und auch mehr Motoren.

Auch ein Sechszylinder-Diesel?
Das liegt nahe. Das Motorenportfolio aus dem Coupé wird ähnlich auch im Cabrio kommen. Auch das xDrive-Angebot wird ausgebaut, es wird aber nicht so viele xDrive-Varianten wie beim Coupé geben.

BimmerToday.de: Vor ein paar Jahren spielten Dieselmotoren in Cabrios keine Rolle, heute stellt sich das auch bei BMW ganz anders dar. Spielen die Selbstzünder denn auch in Cabrios eine relevante Rolle bei den Marktanteilen?
Ja, speziell im europäischen Markt natürlich. Weltweit wird unser meistverkaufter Motor beim Cabrio aber der 428i sein.

BimmerToday.de: Wo liegen denn die Hauptmärkte für das 4er Cabrio?
Hauptmarkt werden mit knapp 40 Prozent Anteil die USA sein. Außerdem sind Großbritannien und Deutschland besonders wichtige Märkte. China ist noch nicht so Cabrio-affin wie diese Märkte, aber natürlich haben wir auch dort einen gewissen Cabrio-Anteil.

BimmerToday.de: Wie verteilen sich denn die Verkaufszahlen innerhalb der 4er-Reihe zwischen Coupé und Cabrio?
Die beiden Varianten liegen relativ nah beieinander. Wir verkaufen mehr Coupés als Cabrios, aber vielleicht in einem Verhältnis von 4 zu 3. Wir verkaufen also anteilig doch sehr viele Cabrios.

BimmerToday.de: Als Projektleiter haben Sie den besten Blick auf das Gesamtfahrzeug. Was stellt aus Ihrer Sicht das Highlight des BMW 4er Cabrio dar?
Für mich persönlich ist das ganz klar die Fahrdynamik. Wie solide dieses Auto fährt, ist wirklich beeindruckend und sorgt dafür, dass man sich schnell sehr wohl fühlt. Man hat sowohl offen als auch geschlossen immer das Gefühl, ein sehr robustes Auto zu fahren. Die Karosseriesteifigkeit haben wir in der Statik um 40 Prozent verbessert, die dynamischen Werte konnten wir trotz Radstandserhöhung ebenfalls erhöhen. Man kann das Fahrzeug daher auch sehr sehr dynamisch bewegen.
Dazu kommen Dinge, die das Gesamtpaket einfach attraktiver machen. Im Vergleich mit dem Vorgänger bieten wir zum Beispiel den Nackenwärmer – übrigens für alle Sitzvarianten – an, dazu kommt der komfortablere und ergonomischere gurtintegrierte Sitz. Wir haben eine echte Durchlade-Funktion realisieren können und eine praktische Windschott-Unterbringung umgesetzt, was im Alltag echte Vorteile mit sich bringt.

Herr Schweinhuber, wir danken für das informative Gespräch!

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